Verschmelzung mit Icos Deutschland Brainworks wird zum vollwertigen Security-Distributor
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Der VAD Brainworks schließt sich zum 1. Oktober mit der deutschen Gesellschaft des italienischen Distributors Icos zusammen. Damit erweitert der Münchner UCC- und Mobility-Spezialist sein Portfolio deutlich, und Security wird zu einer weiteren Säule des Geschäfts.

Derk Steffens hat die meiste Zeit seiner Laufbahn bei Distributoren gearbeitet, die sich auf Cybersecurity fokussieren. Künftig wird sich der Geschäftsführer von Brainworks diesem Thema wieder ausgiebig widmen, ohne dass er den Arbeitsplatz wechseln würde. Denn der Münchner UCC- und Mobility-Spezialist verschmilzt zum 1. Oktober mit der deutschen Landesgesellschaft des italienischen Distributors Icos. Durch den Merger kommen 13 Security-Anbieter zum Portfolio von Brainworks hinzu. IT-Sicherheit wird damit bei dem Unternehmen, das in Zukunft unter der Dachmarke Icos auftritt, zu einer tragenden Säule des Geschäfts.
„Strategisch ergibt es großen Sinn, dass wir das Security-Geschäft ausbauen und zu einem Schwerpunkt machen“, betont Steffens. Der Bedarf an Sicherheitslösungen nehme im Markt stetig zu. Schließlich wachse auch Icos in Italien am stärksten in diesem Segment. Das Unternehmen aus Ferrara in der Emilia-Romagna, das in seinem Heimatmarkt seit 1987 als VAD agiert, beschäftigt 60 Mitarbeiter und befasst sich mit IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit. Zum Portfolio gehören namhafte Hersteller wie Commvault, Eset, Huawei, NetApp, Oracle und Sophos ebenso wie aufstrebende Security-Anbieter wie Cyberoo, Endian, Sumo Logic und XM Cyber.
Icos gab die Übernahme von Brainworks im April dieses Jahres bekannt. Die Norditaliener hatten erst im März 2021 hierzulande den Geschäftsbetrieb aufgenommen. Mit dem Portfolio, das seit dem Start sogar noch aufgestockt wurde, deckt das kleine deutsche Team ein breites Spektrum an Themen ab: E-Mail- und Web-Sicherheit, Managed Detection & Response (MDR), Data Loss Prevention (DLP), Multifaktor-Authentifizierung, Datenverschlüsselung, Netzwerk Monitoring, Schwachstellen-Management, Security Information & Event Management (SIEM) und Security Orchestration Automation & Response (SOAR),
Etablierter Distributor
Brainworks wurde de jure zwar durch Icos akquiriert. Ebenso sind die beiden Gründer und langjährigen Geschäftsführer des Unternehmens, Hans Franzl und Anton Thoma, inzwischen ausgeschieden. In Deutschland ist Brainworks mit mehr als 30 Mitarbeitern aber wesentlich größer als Icos und zudem seit Jahren am Markt etabliert. De facto nehmen die Bayern die Italiener bei sich auf. Geschäftsführer Steffens wird künftig das fusionierte Unternehmen leiten. Die deutschen Icos-Mitarbeiter sind schon vor dem Zusammenschluss in das Büro in der Münchner Innenstadt gezogen. Alexander Mautner, bislang Country Manager, übernimmt künftig die Funktion des Sales Director. Darüber hinaus wurden bereits einige Security-Angebote von Icos ins Brainworks-Portfolio integriert.
Wie eng Kommunikation, Kollaboration und Sicherheit zusammengehören, hat Steffens zufolge die Pandemie gezeigt. „Damit ihre Mitarbeiter im Home-Office effizient arbeiten können, haben viele Unternehmen schnell mobile Arbeitsplätze bereitgestellt und UCC-Lösungen eingeführt“, erläutert der Manager „Dabei wurden aber häufig Sicherheitsaspekte vernachlässigt. An der Stelle wird jetzt nachgerüstet.“ Mit den Technologien aus dem Icos-Portfolio steht den Münchnern nun ein größerer Werkzeugkasten bereit, mit dem sich Kommunikationsinfrastrukturen sicherer machen lassen. „Wir verbinden Komponenten aus unterschiedlichen Technologiefeldern, um unseren Partnern ganzheitliche Lösungen anzubieten“, beschreibt Steffens den Ansatz.
UCC, Networking und Mobility
Brainworks befasst sich traditionell mit Technologien zur Sprach- und Datenkommunikation sowie zum Management von mobilen Netzwerken und Endgeräten. Ein Kernprodukt ist die E-Mail- und Collaboration-Lösung Kerio Connect von GFI Software. Zum Portfolio gehören außerdem Anbieter wie Cambium (WLAN), Easybell (IP-Telefonie und DSL), Filewave (Device Management), Icewarp (Productivity und Collaboration), Wildix (VoIP- und UC-Systeme) sowie der Cloud Provider Ionos.
Grundsätzlich war Security für Brainworks schon vor Corona relevant. Dabei ging es vor allem um Add-on-Produkte zum Schutz von UCC-Szenarien, etwa um Netzwerksicherheits- und VPN-Tools wie GFI Languard oder Kerio Control. Auch in dieser Hinsicht wird das Angebot durch den Zusammenschluss mit Icos breiter. So kommt mit der E-Mail-Sicherheitslösung von Libraesva eine sinnvolle Ergänzung zu Kerio Connect hinzu. „E-Mail ist immer noch der Hauptangriffsvektor, über den Cyberkriminelle in Unternehmen eindringen."
Mit dem Übergang von Brainworks zu Icos Deutschland wird das Unternehmen zugleich aber zu einem vollwertigen Security-Distributor, der ein umfangreiches Portfolio an Technologien zum Schutz von IT-Geräten, Netzwerken und Daten bereitstellt. Außerdem erweitert der VAD, der vor allem kleinere Systemhäuser im SMB-Segment betreut, seine Zielgruppe. Denn einige Technologien aus dem Icos-Portfolio, wie etwa die Attack-Simulation-Lösung von XM Cyber oder die SIEM-Plattform von Sumo Logic, richten sich an Enterprise-Kunden und kommen daher für größere Systemhäuser oder spezialisierte Dienstleister in Betracht.
Ausgewiesener Security-Profi
Dass sich Brainworks intensiver mit Security befassen würde, deutete sich bereits mit Steffens' Verpflichtung vor knapp zwei Jahren an. Der erfahrene Manager verstärkte im Herbst 2020 die Geschäftsführung um Franzl und Thoma, die seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1989 an dessen Spitze standen. Steffens arbeitete zuvor mehrere Jahre als Geschäftsführer bei den Security-Distributoren Exclusive Networks und Computerlinks, beide Male in der Schweiz. In seiner fast 20-jährigen Tätigkeit bei Computerlinks (heute Arrow) nahm er zudem weitere Führungsfunktionen wahr.
Tatsächlich kündigte der Diplomingenieur und Betriebswirt bald nach seinem Antritt bei Brainworks einen Ausbau des Security-Portfolios an. Mit dem Hersteller Untangle, der mittlerweile zu Arista gehört, nahm er im Mai 2021 einen Firewall-Spezialisten ins Portfolio auf. Durch den Merger kommen nun, wie erwähnt, gleich 13 Anbieter hinzu. Im Gegenzug bekommt Icos eine 30-köpfige Organisation mit etablierten Prozessen in Vertrieb, Marketing und technischem Support. Steffens spricht von einer Win-Win-Situation.
Allerdings müssen Vertriebler und Techniker für die zusätzlichen Anbieter und Produkte fit gemacht werden. „Das ist eine herausfordernde Aufgabe, die wir aktuell gut vorbereiten und meistern werden“, ist der Manager zuversichtlich. Sales und Support würden die Partner bei den neuen Herstellern künftig mit der gleichen Qualität betreuen, die sie von Brainworks gewohnt seien. Im Tagesgeschäft können die Mitarbeiter, wie schon bisher das kleine Team von Icos Deutschland, auf Remote-Unterstützung aus Italien zurückgreifen. Dass der VAD ein Büro in Südtirol (Bozen) unterhält, wo einige Technologie-Experten sitzen, erleichtert die Verständigung.
Europäische Anbieter bevorzugt
Was dem Ansatz von Brainworks entgegenkommt, ist die Tatsache, dass die meisten Security-Anbieter aus dem Icos-Portfolio ihren Hauptsitz in Europa haben. So stammen Cyberoo, Endian, Ermes, I-Vertix und Libraesva aus Italien, Conpal aus Deutschland, Inwebo aus Frankreich und Safetica aus Tschechien. „Wir sind damit in der Lage, unseren Partnern DSGVO-konforme Lösungen anzubieten“, führt Steffens aus. „Das ist ein entscheidender Unterschied zu US-amerikanischen Herstellern.“ Nach seinen Worten sind viele Kunden aus dem SMB-Segment in dieser Hinsicht konservativ. Deshalb habe sich der VAD auch als Dropbox- und Microsoft-365-Alternative für die Lösung des tschechischen Anbieters Icewarp und als Cloud Provider für das deutsche Unternehmen Ionos entschieden.
Seit der Akquisition im Frühjahr tritt der Distributor als „Brainworks powered by Icos" auf. Mit dem Zusammenschluss zum 1. Oktober wird er zu Icos Deutschland. Auch dann soll die ursprüngliche Marke aber nicht völlig verschwinden, weil sie für Partner einen vertrauten Klang hat. Zur Klientel der Münchner gehören rund 6.000 Fachhändler, von denen ein Drittel regelmäßig bei ihnen einkauft. „Unsere Brainworks- Historie wollen wir nicht verdrängen, sondern im Gegenteil darauf aufbauen“, betont der Geschäftsführer. Gemeinsam mit den italienischen Kollegen wolle man das Unternehmen weiterentwickeln und arbeite an einem Branding-Konzept, das diesen Anspruch nach außen darstellt.
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