Die IT-Branche profitierte bisher eher von der Covid-19-Krise. Das war auch beim Geschäft mit PC-Komponenten und Peripheriegeräten der Fall. Hier sorgten vor allem das Homeoffice vieler Angestellten und das PC-Gaming für volle Auftragsbücher.
Das Komponenten und Peripheriegeschäft läuft inzwischen zu einem guten Teil über E-Tailer und Retail. Der IT-Fachhandel sollte diesen wachsenden Markt sich aber nicht entgehen lassen, auch wenn er durch einen harten Preiskampf ein schwieriges Terrain darstellt.
(Bild: Vlad Kochelaevskiy - stock.adobe.com)
Statt ins Büro zu fahren, haben die Mitarbeiter vieler Firmen in den vergangenen Monaten ihre Arbeit primär in den eigenen vier Wänden verrichtet, um sich nicht der Gefahr einer Covid-19-Ansteckung auszusetzen. Zuvor war die Arbeit im Homeoffice eher die Ausnahme als die Regel. Auch für Schülerinnen und Schüler wurde die Wohnung der Eltern plötzlich zum Klassenzimmer und der Rechner zur Basis für den Unterricht. Schnell wurde dabei klar, dass es mit der Ausstattung der heimischen Computerarbeitsplätze nicht zum Besten steht. Denn in vielen Fällen wurde ein Notebook als Arbeitsgerät genutzt oder neu angeschafft. Das ist ohne zusätzliche Peripherie zwar optimal für unterwegs, aber für permanente Büroarbeit wenig ergonomisch. Auch die für Homeoffice oder Homeschooling neu angeschafften stationären PCs benötigten neue Monitore, oder Anwender stellten fest, dass ihr alter TFT-Monitor für eine längere Arbeit am Rechner nicht mehr ausreicht. Zudem fehlte es oft an Headsets und bei Desktop-PC-Nutzern auch an Webcams für die elektronische Kommunikation.
Homeoffice sorgt für Nachfrage nach Peripheriegeräten
Laut einer Studie der GfK gab es daher in den ersten drei Märzwochen des Jahres eine rasant gestiegene Nachfrage nach Peripheriegeräten. Der Umsatz mit Headsets stieg um 23,2 Prozent, der mit Mäusen um 37,2 Prozent und der mit Tastaturen sogar um satte 75,8 Prozent. Für privat angeschaffte Monitore verzeichnet der Home Electronics Markt Index Deutschland (HEMIX) der Gfu im ersten Quartal 2020 ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Gefragt sind zunehmend Displays mit großen Diagonalen oder Widescreen-Panels. Bei Monitoren oder Docking-Stationen rücken Geräte mit USB-C-Anschluss in den Fokus der Kunden, da sie von immer mehr Notebooks genutzt werden können.
Der Markt für Webcams war im März sogar kurzfristig regelrecht leergefegt, wie Zahlen von ITscope zeigen. Inzwischen sind aber wieder genügend Geräte in der Distribution verfügbar. Generell hat sich die durch die Schließung vieler Fabriken in China angespannte Versorgungslage bei vielen IT-Produkten inzwischen wieder normalisiert.
Wie das Geschäft mit Peripheriegeräten weiterläuft, hängt natürlich von der weiteren wirtschaftlichen Gesamtentwicklung ab. Aber die Nachfrage nach Produkten für Remote-Arbeitsplätze dürfte weiter bestehen, da laut einer Umfrage von OnePoll für LogMeIn mit 55 Prozent mehr als die Hälfte der befragten Beschäftigten zumindest zeitweise weiter im Homeoffice arbeiten wollen. Auch die Arbeitgeber haben vielfach die Vorteile einer flexibleren Arbeitsgestaltung erkannt. Ein Problem für den IT-Fachhandel bleiben aber die vergleichsweise hohen Händlereinkaufspreise für viele Peripherieprodukte, die es ihnen schwer machen, im Preiskampf mit E-Tailern und Elektronik-Fachmärkten mitzuhalten und trotzdem noch akzeptable Margen zu generieren.
Trends im Komponentengeschäft
Im Komponentengeschäft gehören weiterhin SSDs zu den gefragtesten Produkten. Hier verkaufen sich sowohl SATA-SSDs im 2,5-Zoll-Format für Upgrades, als auch NVMe-SSDs im M.2-Format für neue Rechner sehr gut. Durch die starke Nachfrage nach Mainboards für AMD-Ryzen-Prozessoren wächst auch das Angebot von SSDs mit PCIe-4.0-Interface. Bei Prozessoren für Privatkunden – hier sind es vor allem Gamer und PC-Enthusiasten, die ihre PCs selbst bauen oder grundlegend aufrüsten –, ist AMD mit der aktuellen Ryzen-Generation inzwischen an Intel vorbeigezogen.
Bei den Grafikkarten dominiert im höhere Preis- und Leistungsbereich weiterhin Nvidia, vor allem nach der Vorstellung der aufgefrischten RXT-Super-Modelle.
In Gaming- oder Modding-PCs spielen Komponenten mit RGB-Beleuchtung eine wichtige Rolle.
Bei vielen Gamern und erst recht in der Modding-Szene spielt bei Rechnern nicht nur die Leistung, sondern auch die Optik eine große Rolle. Die Gehäuse von Desktop-Gaming-PCs sind mit farbigen Beleuchtungselementen und Seitenfenstern versehen, damit man die ebenfalls farbig beleuchteten Komponenten bewundern kann. Mainboards, Grafikkarten, CPU-Kühler, Lüfter und sogar die Kühlkörper von Arbeitsspeichern sind mit RGB-LEDs bestückt, die via Software gesteuert ihre Farben wechseln. Auch Gaming-Mäuse und Keyboards warten mit immer raffinierteren Beleuchtungsoptionen auf. Die Mainboardschmieden bieten für ihre RGB-Lösungen SDKs an, die es anderen Herstellern erlauben, die Lichteffekte ihrer Produkte zu synchronisieren.
Hier läuft der Großteil des Geschäfts aber über E-Tailer, da diese Kunden in der Regel keine Beratung durch den Fachhandel benötigen. Viele IT-Fachhändler spezialisieren sich daher zunehmend auf das Produkt- und Lösungsgeschäft mit Firmenkunden.