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Channel Fokus: Managed Infrastructure Services Die Cloud lässt MSPs näher zusammenrücken
Infrastrukturdienste sind wesentliche Angebote von Managed Service Providern. Cloud Computing hat dieses Geschäft noch anspruchsvoller gemacht. Die Akteure reagieren darauf, indem sie sich stärker fokussieren und zu Ökosystemen zusammenschließen.
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Managed Services sind eine Success Story. Kein Systemhaus, das sich am Puls der Zeit bewegt, bei dem sie heute nicht zum Portfolio gehören. Beim durchschnittlichen Channel-Unternehmen trug das Dienstleistungsmodell bereits vor zwei Jahren ein Viertel zum Umsatz bei, wie die Studie „2019 Trends in European Managed Services“ von Solarwinds MSP (heute N-able) belegte. Und die Bedeutung nimmt weiter zu. Auch wenn sich Marktforscher nicht über die Höhe künftiger Wachstumsraten einig sind, so rechnen doch die meisten damit, dass die Einnahmen aus Managed Services in den kommenden Jahren weltweit überdurchschnittlich stark steigen werden, stärker als der ITK-Services-Markt insgesamt. Die Haupttreiber sind Cloud Computing und Cybersecurity.
Der Ursprung des Modells liegt jedoch im Management klassischer Client-Server-Infrastrukturen. Seit es vor etwa 15 Jahren im Channel aufkam, überwachen Managed Service Provider (MSPs) für Kunden die Arbeitsplatzrechner, Server, Speichersysteme und Netzwerke, nehmen Wartungsaufgaben wahr, beheben Störungen und sorgen so für einen möglichst reibungslosen Betrieb. Mitunter erbringen sie diese Leistungen vor Ort (onsite), oft aber aus der Ferne (remote), mit Hilfe von Tools und auf Basis standardisierter Prozesse, die einen hohen Automatisierungsgrad erlauben. Bei Managed Infrastructure Services gibt es unterschiedliche Spielarten. Teils betreibt ein MSP nur Systeme, die dem Kunden gehören (managed only), teils ist er auch deren Besitzer (owned and managed), teils stellt er Ressourcen im eigenen Rechenzentrum bereit. Unterm Strich sind Infrastrukturdienste nach wie vor die am weitesten verbreiteten Managed Services.
Workloads wandern in die Cloud
Die Cloud hat dieses Geschäft verändert und kurbelt es zugleich weiter an. Die Erkenntnis, dass Unternehmen mit Infrastructure as a Service (IaaS) agiler werden, weil sie schneller auf Ressourcen zugreifen und diese flexibler nutzen können, hat sich inzwischen weltweit durchgesetzt. So erwarten neun von zehn MSPs laut einer aktuellen Studie von Datto, dass schon in zwei Jahren mindestens die Hälfte der Workloads ihrer Kunden in der Cloud verarbeitet wird. Dabei fehlt es den Anwendern selbst häufig an Wissen, wie die Plattformen der Hyperscaler zu bedienen sind. Außerdem steigt oft der Administrationsaufwand, weil sie nur mit einem Teil ihrer IT in die Cloud gehen, sodass hybride Infrastrukturen entstehen. Beides nötigt sie dazu, den Betrieb an einen Dienstleister auszulagern, der als Managed (Hybrid) Cloud Provider agiert. Wie die „2021 MSP Benchmark Survey“ von Kaseya bestätigt, macht sich diese Entwicklung bereits bemerkbar. Demnach sind bei 56 Prozent der Provider die Einnahmen aus dem Management von Cloud-Umgebungen im vergangenen Jahr gewachsen.
Komplexität erhöht Wettbewerbsdruck
Die Komplexität erhöht sich aber nicht nur für die Kunden, sondern auch für die MSPs selbst. War für Systemhäuser bereits der Aufbau des Managed-Services-Geschäfts mit dem Erwerb neuer Kompetenzen und häufig mit der Rekrutierung zusätzlichen Personals verbunden, so sind die Anforderungen durch die Cloud weiter gestiegen. Parallel dazu ist im Channel seit etwa zwei, drei Jahren eine zunehmende Konsolidierung zu beobachten. Kleinere Häuser lassen sich von größeren Mitbewerbern kaufen oder schließen sich Gruppen an, die sich teils gerade erst formieren. Nicht selten ist dabei Kapital von Private-Equity-Gesellschaften im Spiel. Auch wenn es verkürzt wäre, diese Konsolidierung ausschließlich auf die zuvor beschriebene Entwicklung zurückzuführen, gibt es doch einen Zusammenhang.
Außer durch die steigende Komplexität auf technologischer Ebene erhöht sich der Wettbewerbsdruck für MSPs auch durch veränderte Kundenanforderungen im Zuge der Digitalisierung, strengere Datenschutz- und Compliance-Vorgaben sowie durch die zunehmende Cyberkriminalität, wie Sven Kalisch, Geschäftsführer bei der Teccle Group, beobachtet. Hinzu kommt, dass „die Marktteilnehmer ihre Wertschöpfungsketten verändern: Distributoren beginnen sich mit ihren Leistungen in Richtung der Systemhäuser zu entwickeln. Hersteller und Hyperscaler richten vermehrt direkte Angebote an den Kunden.“
Konsolidierung nimmt Fahrt auf
Dieses schwierige Situation führe dazu, dass „gerade kleinere Systemhäuser und MSPs sich zunehmend schwertun, den stark gestiegenen Anforderungen weiterhin gerecht zu werden“, so der Mergers-&-Acquisitions-Experte weiter. Der Anschluss an eine Gruppe biete ihnen „die Möglichkeit, sich auf ihre Stärken zu fokussieren und sich in anderen Bereichen auf die Unterstützung durch andere Gruppenmitglieder zu verlassen“.
Die Teccle Group ist ein aufziehender Stern am Service-Provider-Himmel. Erst im August 2020 gegründet, akquirierte das Unternehmen aus Frankfurt /Main seit Dezember bereits sieben System- und Beratungshäuser mit Managed-Services-Kompetenz: Acontech, ADD IT & Consulting, Aluxo, Dreger IT, EDV-BV, Netzplan und Smea IT. Hinter der Gruppe, die eine Cloud-first-Strategie verfolgt, steht die Bremer Beteiligungsgesellschaft FMC als Geldgeber.
Eine besonders aktive Rolle spielt bei der Konsolidierung der Partnerlandschaft auch die Netgo Group. Seit der niederländische Finanzinvestor Waterland im Herbst 2019 bei dem Unternehmen aus dem münsterländischen Borken eingestiegen ist, hat es ebenfalls sieben Dienstleister gekauft: Arxes-Tolina, Cema, Commehr, Comnet, CSM Mein Systemhaus, Mehrwerk und Workbees. „Die Gruppe ist mehr als die Summe ihrer Teile“, betont Andreas Knols, Business Development Manager Managed & Cloud Services bei Netgo. „Sie kann sich deutlich breiter aufstellen als jeder für sich.“
Investoren mischen mit
Neben FMC und Waterland haben in den vergangenen ein, zwei Jahren weitere Beteiligungsgesellschaften ihr Geld in Unternehmen aus dem deutschen Channel gesteckt. Teils führen diese Investoren mehrere Zukäufe zu einer Gruppe zusammen, teils unterstützen sie ein Lead-Investment bei seiner anorganischen Wachstumsstrategie. Beispiele für solche Kapitalgesellschaften sind Aurelius (beteiligt an Basys Bartsch, Id.kom, Neam), Fulcrum (Sysback), HQ Equity (Indevis), HQIB (Horn & Cosifan, PK Office), One Equity Partners (MCL Group, Elanity, Secadm, Vintin).
Aktuell trifft somit die Investitionsbereitschaft nationaler und internationaler Geldgeber auf eine Systemhauslandschaft, die nach den Veränderungen der vergangenen Jahre weiterhin unter Transformationsdruck steht. Ein Aspekt ist dabei die Notwendigkeit der Dienstleister, sich stärker zu fokussieren und zu spezialisieren, die mit der zunehmenden technischen Komplexität und der steigenden Innovationsgeschwindigkeit einhergeht. „Dadurch können kleinere Häuser dem mittelständischen Kunden aber nicht mehr alles aus einer Hand anbieten“, resümiert Kalisch. „Als Konsequenz daraus werden Partner-Ökosysteme für sie immer relevanter.“
Bye bye Alleskönner
Kaum ein Segment bringt Innovationen mit derart hoher Frequenz hervor wie die Cloud. So veröffentlichen die Hyperscaler täglich mehrere neue Features und Funktionen. Deren breites Portfolio zwingt Partner zur Spezialisierung, wie Tom Simon, Geschäftsführer bei Innovations On, ausführt. In der Vergangenheit hätten Kunden „die Generalisten unter den Managed Service Providern favorisiert“. Die Cloud habe aber einen Wandel „vom klassischen Alleskönner hin zum spezialisierten Experten“ bedingt. Daher sei es „für Dienstleister wichtig, sich einem Ökosystem anzuschließen, in dem sie sich mit ihrer Spezialisierung differenzieren, aber gleichzeitig die Kompetenzen in der Gemeinschaft bündeln“.
Innovations On ist inzwischen den ersten Schritt in diese Richtung gegangen. Im Mai dieses Jahres hat sich der Ulmer AWS-Partner mit dem Google-Cloud-Spezialisten Cloudwürdig aus Magstadt bei Stuttgart zur Public Cloud Group zusammengeschlossen. Hinter dem Konstrukt steht die Private-Equity-Gesellschaft Nord Holding als Investor. Weitere Mitglieder sollen hinzukommen, damit die Gruppe tiefe Kompetenz für alle Hyperscaler vereint. Außerdem wird sie Simon zufolge in der Lage sein, „alles aus einer Hand anzubieten: von Cloud-Infrastrukturen über Managed Services bis zu Workplaces und Cloud-nativen Applikationen“. Erklärtes Ziel ist es, zu einem der relevantesten MSPs für die Cloud im deutschsprachigen Raum zu werden.
Ähnliche Ambitionen hegt Skaylink. Unter dieser Marke haben sich im Juni dieses Jahres die Cloud-Spezialisten Beck et al., Binary, Direkt Gruppe und Infowan, die bereits 2020 von Waterland gekauft wurden, zu einer Gruppe zusammengetan. Im Juli stieß noch der AWS-Spezialist Root360, im August der litauische Managed Cloud Provider BTT Cloud dazu . Gemeinsam wollen sie zum führenden deutschen Anbieter für Managed Cloud Services mit dem Fokus auf Public Cloud werden. Ein MSP brauche heute „eine gewisse Größe, um den Gesamtbedarf eines Kunden glaubwürdig abdecken und um große Projekte realisieren zu können“, ist Elvan Karatas, Head of Strategic Business Development bei Skaylink, überzeugt. Deshalb hätten sich die Dienstleister für einen Zusammenschluss entschieden.
Die Cloud stellt den Channel auf den Kopf
Managed Infrastructure Services sind der Expertin zufolge kein Selbstzweck. Letztlich müssen sie dem Geschäftserfolg der Kunden dienen. Damit Unternehmen ihr Business-Modell erfolgreich transformieren können, „brauchen sie eine technische Umgebung, in der neue, kreative, digitale Lösungen gebaut, erprobt und verbessert werden können“. Eine solche Umgebung müsse möglichst schnell bereitstehen und sie müsse skalierbar sein, ergänzt Karatas.
Ohne Cloud ist Digitalisierung also kaum möglich. Auch wenn die ITK-Welt weiterhin hybrid bleibt, wird das Bereitstellungsmodell doch im Verhältnis zu On Premises weiter an Bedeutung gewinnen. Die nach wie vor hohen Wachstumsraten der Hyperscaler bestätigen diesen Trend. Für MSPs, die Betriebsverantwortung für die Infrastrukturen ihrer Kunden übernehmen, wird die Aufgabe damit nicht einfacher. Hochverfügbare, performante, sichere Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen aufzubauen, sie effizient zu managen, stellt hohe Anforderungen an das Wissen und die Fähigkeiten von Service Providern.
In erforderlicher Breite und Tiefe werden dieses Knowhow künftig nur größere Dienstleister vorhalten können. Für kleinere Häuser ist der Zusammenschluss zu Gruppen, wie die Beispiele von Netgo, der Public Cloud Group, Skaylink und Teccle zeigen, eine Option. Freilich nicht die einzige. Partnerökosysteme lassen sich auch über die Zusammenarbeit in Kompetenznetzwerken oder Systemhausverbünden realisieren. Eine Alternative ist auch der Anschluss an das MSP-Franchisesystem 101 von Synaxon. Aber die Zeit der Einzelkämpfer ist definitiv vorbei.
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Professional Services und/oder Managed Services?
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Channel Fokus: MSP-Tools
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