Neues Hardwarekonzept: UCS X kombiniert Blade- und Rack-Server-Eigenschaften Cisco stellt sich im Server-Segment neu auf

Redakteur: Ulrike Ostler |

Laut Hersteller ist es „die größte Innovation von Cisco im Server-Bereich seit mehr als 10 Jahren“: Die Plattform „UCS X“ soll die Vorteile von Rack- und Blade-Systemen vereinen. Wer hier an einen Vergleich mit „HPE Greenlake“ denkt, liegt nicht ganz falsch.

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Der Kern in der Ausrichtung von Cisco auf Hybrid Cloud und Infrastruktur als Service ist das neue Hardwarekonzept „Cisco UCS x“; im Bild ist der Compute Node „UCS X210c“ zu sehen.
Der Kern in der Ausrichtung von Cisco auf Hybrid Cloud und Infrastruktur als Service ist das neue Hardwarekonzept „Cisco UCS x“; im Bild ist der Compute Node „UCS X210c“ zu sehen.
(Bild: Cisco)

Der Großteil der Unternehmen weltweit betreibt schon heute über 20 Prozent der Anwendungen in der Cloud. Bis 2022 werden 50 Prozent der unternehmenskritischen Anwendungen in öffentlichen Clouds liegen, heißt umgekehrt: Ein Großteil der Anwendungen verbleiben in der Eigenregie oder gelangen gar zurück in die Selbstverwaltung.

Doch zugleich möchten die Unternehmen nicht auf Cloud-Vorteile verzichten. Die IT ist Service, wird als solcher nutzungsabhängig bezahlt, geordert oder abbestellt. So wollen 43 Prozent ihre Applikationen wöchentlich oder noch häufiger aktualisieren und im Notfall den Service innerhalb weniger Stunden wiederherstellen können.

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Dies stellt viele IT-Teams in Sachen Skalierung vor neue Herausforderungen. Container und Microservices kommen ins Spiel: Bis 2025 werden 85 Prozent der Unternehmen containerisierte Anwendungen in der Produktion haben. Sie setzen darum zunehmend auf ein Cloud-basiertes Betriebsmodell, das Agilität, Transparenz und Kontrolle bietet.

Die Marschrichtung

Cisco hat in den letzten sechs Jahren Investitionen in Milliardenhöhe getätigt, um es für Unternehmen zu ermöglichen, die Cloud, Multicloud in jedem Bereich reibungslos zu nutzen. Zugleich müssen die Unternehmen ihre eigene IT darauf abstimmen.

Zugleich aber hat das Cloud Computing nicht nur die Ansprüche der Anwenderunternehmen wachsen lassen, es hat euch eine Discountspirale in Gang gesetzt. Herkömmliche Datacenter-IT gilt als behäbig, überdimensioniert, unflexibel und somit teuer. Das gilt insbesondere für die Cisco-Technik.

Uwe Müller ist Architecture Lead Datacenter bei Cisco Deutschland.
Uwe Müller ist Architecture Lead Datacenter bei Cisco Deutschland.
(Bild: Cisco)

Was spätestens ab jetzt gelten soll, formuliert Uwe Müller, Architecture Lead Datacenter bei Cisco Deutschland: „Durch die Hybrid-Cloud-Innovationen ermöglicht es Cisco, hochkomplexe hybride IT-Umgebungen zu managen. Unternehmen können ihre Cloud-Strategie nun viel leichter umsetzen. Früher erforderte dies hohen manuellen Aufwand, jetzt funktioniert Cloud einfach mit jedem gewünschten Anbieter.“ Gemeint sind Innovationen im Bereich Hardware, Software und Services, die auch die Partner einbeziehen.

Die neue Hardware

Das Herzstück ist die UCS X-Plattform, mit der sich Compute, Storage und Memory flexibel bereitstellen lassen. Die x86-Systeme werden mittels „Intersight“ gemanaged.

Die UCS X-Serie ist für den Betrieb aus der Cloud und über die Clouds hinweg konzipiert. Insbesondere adressiert Cisco damit die betriebliche Effizienz, Agilität und Skalierbarkeit durch Workload-Balance und Vielseitigkeit. So lässt sich ein UCS X-System aus der Cloud zusammenstellen, an die Workloads anpassen, kontinuierlich optimieren und in die Public Cloud integrieren lassen.

Das Cisco-Entwicklungsteam hat alles neu durchdacht: Stromverteilung, physikalisches Layout, Kühlung und Luftstrom. Das Chassis ist ohne Backplane oder Middleplane konzipiert. Für den Anwender findet also keine Vorauswahl statt, vielmehr lässt sich die Ausstattung aus Backplane, Blade und Rack-Server kombinieren. Das schafft den Kunden den Freiraum auf Flüssigkühlung respektive Wasserkühlung zu setzen oder auch nicht, die Racks dicht zu packen, FPGAs oder und GPUs zu wählen, AMD oder Intel-Chips zu verbauen.

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Auch die Leistung hat Cisco gedacht. Dazu ein Beispiel: Mit über 600 Cores heute und Spielraum für die Hochleistungskomponenten, die die Anwender in den kommenden zehn Jahren sicher benötigen werden; mit der „X-Fabric“-Technologie, die mit einer Latenzzeit von einer Nanosekunde arbeitet und mehr als 35 Millionen IOPs an Datenverkehr ermöglicht, kann Cisco mit heutigen Ansprüchen mithalten. Zugleich erlaube das Design in der Zukunft auf neue Fabrics wie „CXL“ und optische Verbindungen umzuschwenken, heißt es im Cisco-Blog zum Thema.

Heute schon ist es möglich, „die Ressourcen von einem Modul an jeder anderen Stelle zu nutzen“, erläutert Müller – vorerst aber nur innerhalb eines Racks. Allerdings sollen es letztlich alle Cisco-Angebote betreffen.

Das ist der Aufbau des Cisco-Stacks für eine hybride IT.
Das ist der Aufbau des Cisco-Stacks für eine hybride IT.
(Bild: Cisco)

Gemanged werden die Ressourcen über Intersight, aus einer Cloud heraus, die Kunden erhalten also eine „cloud managed infrastructure“, so Müller. Intersight selbst gliedert sich in folgende Bestandteile:

  • Intersight Cloud Orchestrator“: Hinter der Bezeichnung steckt ein Low-Code-Framework, mit dem sich durchaus komplexe Workflows erstellen und automatisieren lassen. (Es handelt sich um die „UCS Director Code Workflow Engine“, die eine neue Bezeichnung bekommen hat.)
  • „Cisco Service Mesh Manager“: Die Software soll Transparenz und ein vereinfachtes Management für „Intersight Kubernetes Service“ bieten. In diesem Zusammenhang darf auf die Akquisition von Banzai Cloud im vergangenen Winter verwiesen werden. Das Startup brachte Erfahrungen in der End-to-End-Entwicklung von Cloud-nativen Anwendungen mit, sowie in der Bereitstellung, der Laufzeit und von Sicherheitsabläufen in Cloud-Umgebungen.
  • „Portshift“ bringt Cloud-native Application-Security-Fähigkeiten sowie Expertise für Container und Service-Meshes für Kubernetes-Umgebungen in die Cisco-Schar ein.
  • „Cisco Cloud ACI“: Außer auf AWS und Azure soll die Software ab Herbst 2021 auch auf der Google Cloud verfügbar sein.
  • Intersight Service for Terraform“ ( IST ). Das ist Software, die nicht aus dem Hause Cisco stammt, sondern von Hashicorp, jedoch möglichst nahtlos in den Stack integriert wird (siehe: Abbildung). Als Grund für die Integration nennt Cisco, man wisse, dass Infrastructure as Code die Zukunft der Cloud-Automatisierung ist.
  • „Intersight Virtualization Service“: Dieser Dienst bezieht sich auf Cloud Connect, das Handling von Virtuellen Maschinen in der Public Cloud

Darüber hinaus hat Cisco noch weitere Ankündigungen im Köcher:

  • Die Integration von „Thousandeyes“ in die „Cisco Catalyst 8000 Edge“-Serie für SD-WAN und „Cisco Nexus 90002-Switches bietet Einblicke in Netzwerkzustand und Anwendungsleistung im Rechenzentrum.
  • „Nexus Dashboard Orchestrator“ ermöglicht Konfiguration und Management von Richtlinien über ACI-Standorte, AWS- und Microsoft Azure-Regionen hinweg, ab Herbst auch für Google Cloud.
  • „CX Business Critical Services for Cloud“ bieten Beratungsleistungen für Architektur, Implementierung, Sicherheit und Optimierung digitaler Transformationen.
  • „CX Intersight Workload Optimizer Services“ verbessern den Ressourcenverbrauch von Anwendungen in der Cloud.
  • „CX Advanced Services“ für Thousandeyes und SD-WAN reduzieren die Projektkomplexität und beschleunigen IT-Anpassungen.
  • „Custom Quick Start Solution“s umfassen Services für End-to-End-Automatisierung und Infrastructure-as-a-Code (IaaC).

In Konkurrenz zur Public Cloud

Das von Cisco bevorzugte Breistellungsmodell für Intersight ist ´die Cloud` per Subscription ; allerdings gibt es auch zwei on-premises-Varianten. Ob auch für das System selbst eine hybrider Einsatz gedacht ist …? „Redundanzen sind eine Frage des Geldes“, sagt Cisco-Manager Müller, „nicht der Systeme.“

Es bleibt die Frage, ob on-premises oder hybrid cloud auch preislich mit den public-cloud-Angeboten konkurrieren kann. „Ich kenne die Preise noch nicht“, räumt Müller freimütig ein. Zunächst sind die Produkte in den USA zu bekommen. Doch ein typischer Fall sei eine Virtual Desktop Infrastructure (VDI), „und hier fühlen wir uns mit dem Hybrid-Cloud- On-Premises-Angebot durchaus konkurrenzfähig.“

Im Wettbewerb zu HPE Greenlake

Eine Möglichkeit das Infrastruktur-Management als Service und trotzdem individuell zu beziehen sind Managed Services. Im April 2021 hat Cisco das entsprechende Partnerprogramm „Cisco Plus“ vorgestellt. Dieses bezieht sich einmal auf Network as a Service und auf das Management von „privaten Clouds mit einen Ausstieg nach draußen“, wie es Müller nennt: „Cisco Plus Hybrid Cloud“.

Das Bezahlmodell ist interessant. Die Anwender bekommen einen 100-Prozent-Service, auch wenn sie einen Vertrag über 50 Prozent abschließen. Am Ende eines Berechnungszeitraums wird quasi beim Kassensturz festgestellt, wie viel Leistung tatsächlich abgerufen wurde. Hat ein Kunde ´überzogen`, muss er nachzahlen. Cisco Plus Hybrid Cloud wird voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte in Deutschland zur Verfügung stehen.

Cisco-Konkurrent HPE hat dem Cisco-Service-Portfolio voraus, dass es das schon gibt, Cisco slos die Rolle als „late follower“ einnimmt. Denn auch hier sollen sich nach und nach die Angebote der Partner, etwa von Netapp integrieren. „Die stehen Schlange“, sagt Müller. Doch auch das Service-Modell von Dell Technologies läuft erst an. Und Müller betont: „Bei uns wird es das Angebot ausschließlich über Partner wie Computacenter und Bechtle geben.“

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