Voice-over-IP für kleine, mittlere und große Betriebe Auf dem Weg zu VoIP – Anforderungen für Unternehmen

Von Martin Jeschar

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Der zweite Teil der dreiteiligen Artikelserie beschreibt, was kleine und große Unternehmen für reibungsloses Voice-over-IP brauchen und welche Anforderungen bei der Neuausrichtung ihrer Kommunikationspfade erfüllt werden sollten.

Funktionsweise des Anschlusses einer Telefonanalage über einen SIP-Trunk.
Funktionsweise des Anschlusses einer Telefonanalage über einen SIP-Trunk.
(Bild: Placetel)

Die ISDN-Technik wird endgültig obsolet, bald läuft die gesamte Kommunikation über das „All-IP“-Netz. Alte ISDN-Anlagen können dann nur noch mit speziellen Adaptern weiter betrieben werden. Aber auch diese Funktionen werden nach und nach abgeschaltet. Daher führt für Unternehmen – über kurz oder lang – kein Weg an Voice-over-IP (VoIP) vorbei. Damit der Wechsel reibungslos gelingt, ist es sinnvoll, zuvor einen Blick auf die Anforderungen zu werfen. Dazu gehören drei zentrale Dinge:

  • Ein Internetanschluss mit ausreichend Bandbreite
  • Ein VoIP-Provider
  • Geeignete Hardware oder Software

Ausreichend Bandbreite – das A und O

Die Grundvoraussetzung, um über VoIP telefonieren zu können, ist eine schnelle und stabile Internetverbindung. Diese sollte über genügend Up- und Download-Volumen verfügen, um eine gute Sprachqualität zu erzielen. Als Richtwert sind mindestens 100 kbit/s pro Sprachkanal zu reservieren. Dies würde bei zehn parallelen Gesprächen einer Breitbandverbindung vom Typ DSL 16000 mit 1024 kbit/s Upload entsprechen. Zusätzlich muss weitere Bandbreite für die normale Internetnutzung zur Verfügung stehen.

Zudem ist eine LAN-Infrastruktur sinnvoll, die Power over Ethernet (PoE) unterstützt, damit Endgeräte auch ohne Netzteil laufen und die Stromzufuhr einfach über das LAN erfolgt.

Es sollten Maßnahmen im lokalen Netzwerk definiert und getroffen werden um die Anforderungen der VoIP Telefonie an die Dienstgüte, Quality of Service (QoS), zu erfüllen. Dies beinhaltet z.B. die Priorisierung der Sprachpakete gegenüber File Sharing Diensten oder IP-TV Services, damit die gewünschte Qualität der Sprachverbindung erreicht wird. So vermeiden Unternehmen abgehackte Telefonate von vornherein.

Für den IP-Anschluss braucht man einen Internet-Router und eine zuverlässige Internetverbindung, Viele moderne Router sind bereits für den neuen Anschluss geeignet und liefern das passende DSL-Kabel mit. Wer nicht auf analoge Endgeräte, wie Telefone, Anrufbeantworter oder Faxgeräte verzichten will, sollte außerdem sicherstellen, dass der Router über zwei Telefonbuchsen (TAE-Buchsen) verfügt. Dort können diese wie gewohnt angeschlossen werden. Mit einer Reduzierung der Übertragungsrate auf 9600 Bit/s können mögliche Probleme bei der Nutzung von Faxgeräten schnell gelöst werden. Soll auch weiterhin ein ISDN-Telefon verwendet werden, wird zudem ein S0-Port am Router sowie ein Adapter zum Telefon benötigt.

Den passenden Provider finden – Die Qual der Wahl

Glücklicherweise gibt es eine große Auswahl an Anbietern für die notwendige VoIP-Infrastruktur. Bei der Entscheidung für den am besten geeigneten Anbieter helfen folgende Kriterien:

Datenschutz sollte bei Unternehmen stets höchste Priorität haben, gerade in Zeiten von Remote Work. Bei der Providerwahl muss also verstärkt auf die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien und die Verschlüsselung des gewählten Systems geachtete werden.

Im Alltag ist die Erreichbarkeit für Unternehmen von immenser Bedeutung. Daher sollte die Telefonanlage eine hohe Ausfallsicherheit und Verfügbarkeit von mindestens 99% garantieren können, was u.a. durch ein redundantes Hosting gewährleistet wird.

Ein wichtiges Auswahlkriterium bei VoIP-Anbietern – vor allem für stark wachsende Unternehmen – ist die Skalierbarkeit der Telefonie-Angebote. Aus einem Zweimannbetrieb kann schnell ein größeres Unternehmen werden. Da ist es wichtig, dass die Telefonanlage flexibel mitwachsen kann.

Zusätzliche Funktionen, wie Videokonferenzen oder die Verknüpfung von Mail und Fax, machen die verschiedenen Anbieter für das ein oder andere Unternehmen zusätzlich attraktiver. Kostenlose Testphasen eignen sich sehr gut, um dies im Arbeitsalltag auszuprobieren und auf die Probe zu stellen.

Zu guter Letzt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ein wichtiger Indikator. Hier lohnt es sich, einen Blick auf die Kosten pro Nebenstelle oder Mitarbeiter zu werfen. Hohe Flexibilität und damit eine kostengünstige Möglichkeit, bei Bedarf auf eine andere VoIP-Lösung zu wechseln, bieten Angebote mit einer geringen oder ohne Mindestlaufzeit.

In dieser Übersicht zum Thema VoIP-Umstieg und VoIP-Anbieter finden Sie weiterführende Informationen und führende Provider.

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Bevor es losgeht, spätestens aber im Prozess des Umzugs, wird die Frage aufkommen, ob Rufnummern mitgenommen werden sollen. Die Portierung ist bei vielen Anbietern kostenlos und online möglich. Unternehmen können sich im Rahmen dessen auch überlegen, ob sie zusätzlich internationale Rufnummern buchen möchten – die Erreichbarkeit steht einer geplanten Internationalisierung mit VoIP also nicht im Wege.

Kopf- oder Telefonhörer?

Neben dem richtigen Internetzugang und Provider sind für die VoIP-Telefonie außerdem IP-fähige Endgeräte erforderlich. Dafür ist es nicht unbedingt notwendig, zusätzliche Hardware, wie IP-Telefone, anzuschaffen. Auch PC, Notebook, Tablet oder Smartphone können problemlos in eine Cloud-Telefonanlage eingebunden werden. Dafür wird neben der Internetverbindung lediglich eine Softphone-App benötigt und auf dem jeweiligen Gerät installiert. Ansonsten sind nur Lautsprecher und Mikrofon – am besten als Headset – wichtig und schon kann es los gehen! Wer das Telefonieren mit dem klassischen Hörer bevorzugt, kommt um ein IP-Telefon jedoch nicht herum. Das kann einfach über einen freien LAN-Port des Routers angeschlossen werden.

Alternativ ist es auch möglich bestehende analoge oder ISDN-Telefone weiterhin zu nutzen. In diesem Fall ist für die Verknüpfung analoger und digitaler Informationen ein (ISDN)-Telefonadapter (ATA oder ITA) nötig, welcher die Datenpakete umwandelt. Allerdings können Unternehmen so nicht von allen Vorteilen der IP-Umstellung profitieren.

Viele Wege führen zu VoIP

Immer mehr Unternehmen setzen im Zuge der All-IP Umstellung auf eine VoIP-Telefonanlage und profitieren von den zahlreichen Vorteilen, die diese mit sich bringt. Die Umstellung muss jedoch keinen aufwendigen Changeprozess oder das Beschaffen neuer Endgeräte bedeuten. Denn es gibt für jedes Unternehmen einen passenden Weg zu VoIP – egal welcher Größe und mit welchem Budget.

Um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, sollten sich Unternehmen schnellstmöglich damit auseinanderzusetzen, welche Option für sie die richtige ist. Dafür ist folgende Frage wegweisend: Wie funktioniert die Sprachübertragung aktuell und was bedeutet das für eine mögliche Weiternutzung der vorhandenen Endgeräte? Dort, wo noch über eine ISDN-TK-Anlage telefoniert wird, haben Firmen die Möglichkeit, auf einen SIP TK-Anlagenanschluss umzustellen oder aber eine Cloud-Telefonanlage zu nutzen.

Lesen Sie mehr über den Wechsel zu VoIP im dritten Teil der Placetel All-IP-Artikelserie, der sich zentral mit den Auswahlkriterien zur Lösung in der Cloud oder alternativ als Hardware-Telefonanlage auseinandersetzt. Mit dem Erscheinen des Artikel werden wir diesen hier verlinken:

Zum ersten Teil dieser Miniserie gelangen Sie über diesen Link:

Martin Jeschar.
Martin Jeschar.
(Bild: Cisco/Placetel)

Über den Autor

Martin Jeschar ist Product Engineer bei Placetel.

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