Umsatzwachstum geringer als prognostiziert IT-Dienstleister geraten ins Schlingern

Autor Sarah Gandorfer

Der IT-Dienstleistungsmarkt hat sich 2019 schwächer entwickelt als erwartet. Laut einer Lünendonk-Studie gibt es weiterhin eine hohe Nachfrage nach Cloud-Transformation, Digitalisierung von Marketing- und Vertriebskanälen sowie Cyber Security.

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Der IT-Dienstleistungsmarkt hinterließ 2019 Bremsspuren.
Der IT-Dienstleistungsmarkt hinterließ 2019 Bremsspuren.
(Bild: Friedberg - stock.adobe.com)

Noch im September 2019 hat Lünendonk den großen IT-Dienstleistern hierzulande eine rosige Zukunft vorhergesagt. Doch der IT-Dienstleistungsmarkt hat sich 2019 schwächer entwickelt, als ursprünglich erwartet, wie eine aktuelle Lünendonk-Studie zeigt.

Zwar konnten viele IT-Dienstleister ein Umsatzwachstum verbuchen, doch fiel dieses weniger hoch aus, als prognostiziert.
Zwar konnten viele IT-Dienstleister ein Umsatzwachstum verbuchen, doch fiel dieses weniger hoch aus, als prognostiziert.
(Bild: Lünendonk)

Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag mit 7,8 Prozent in einem hohen einstelligen Bereich. Allerdings erzielten sie 2018 noch ein durchschnittliches Umsatzplus von 11,9 Prozent. Vor allem die Cloud sowie Digital Services rund um die Entwicklung und Umsetzung von Digitalisierungsstrategien haben sich 2019 als Wachstumstreiber erwiesen. So entfielen 11 Prozent der Umsätze auf Cloud-Migrationsprojekte. Dieser Anteil soll 2020 auf 16 Prozent im Mittel ansteigen. Die führenden 25 IT-Beratungen gehen sogar von einem Anstieg um sieben Prozentpunkte auf durchschnittlich 22 Prozent aus. Mit Digital Services erzielten die Dienstleister im Durchschnitt 37,2 Prozent ihrer Umsätze. Hierunter fallen Projekte wie Digital Consulting, Digital Agency Services oder Digital Technology Services.

Großprojekte brachten Umsatz

Die Umsätze haben 2019 vor allem Großprojekte generiert. „Beispielsweise zeigt unsere Analyse, dass knapp jedes zweite Projekt der Top-25 IT-Beratungen ein Volumen von einer Million Euro und mehr hatte“, erläutert Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder. „Das ist ein Indiz für eine ganze Reihe an Großprojekten sowie den steigenden Bedarf an integrierten Beratungs- und Umsetzungsprojekten wie beispielsweise Konzeption, Entwicklung und Implementierung von digitalen Plattformen. Vor allem S/4HANA-Umstellungen, Legacy-Modernisierungen oder der Aufbau digitaler Plattformen sind Beispiele für solche Business-Großprojekte.“

Der Großteil der Unternehmen hinkt der Digitalisierung noch hinterher.
Der Großteil der Unternehmen hinkt der Digitalisierung noch hinterher.
(Bild: Lünendonk)

Obwohl sich viele für diese Studie befragte CIOs und IT-Manager mit Blick auf ihre Investitionsplanungen noch zurückhaltend zeigten, gibt es auch während der Covid-19-Krise jede Menge zu tun: Tatsächlich verortet ein großer Teil der Befragten ihre Unternehmen hinsichtlich der Digitalkompetenz nur im Mittelfeld. Dies drückt sich zum einen in der Fähigkeit aus, Digitalisierungsstrategien erfolgreich umzusetzen: 48 Prozent schätzen ihr Firmen hier nur als mittelmäßig ein.

Des Weiteren gaben 53 Prozent an, dass ihre IT ebenfalls nur mittelmäßig aufgestellt ist, um das Business in seinen digitalen Transformationszielen zu unterstützen – was nun, wo das Augenmerk des oberen Managements stärker auf die Digitalisierung gerichtet ist, zu einem Problem werden kann. „Die Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass die Digitale Transformation in vielen Unternehmen in den letzten Jahren ins Stocken geraten ist beziehungsweise die notwendige IT-Modernisierung nicht konsequent genug vorangetrieben wurde“, sagt Tobias Ganowski, Junior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder.

Aussicht für 2020 und 2021

Der IT-Dienstleistungsmarkt wird in den Jahren 2020 und 2021 von der Covid-19-Krise und dem mit ihr verbundenen Digitalisierungsdruck profitieren, glauben die Analysten. „Viele Unternehmen sehen sich nun gezwungen, in den letzten Jahren nicht hoch genug priorisierte Investitionen in den Aufbau digitaler Plattformen zügig nachzuholen und stehen unter Zeitdruck“, merkt Zillmann an. „Das wird aufgrund fehlender Fachkräfte sowie von Erfahrungswerten in der Anwendung digitaler Technologien zu einem Anstieg in der Nachfrage führen.“

Die Auswertung der Studie bringt dabei zwei Investitionsschwerpunkte zu Tage: Zum einen werden Prozesse im Marketing, Vertrieb und Kundenservice nun mit höherer Priorität und Fokussierung digitalisiert und miteinander zu digitalen Geschäftsmodellen vernetzt. Zum anderen liegt in den kommenden beiden Jahren ein Schwerpunkt auf Effizienz- und Kostenoptimierung mit Hilfe digitaler Technologien wie Cloud, Robotic Process Automation lRPAm sowie Künstlicher Intelligenz.

Entsprechend planen knapp 40 Prozent der Studienteilnehmer sowohl ihre Budgets zur IT-Modernisierung als auch für Effizienz- und Kostenoptimierungsprojekte in der IT zu erhöhen. „Diese Planungen werden zwangsläufig zu einem Anstieg an Cloud-Migrationsprojekten sowie zu mehr Automatisierung im IT-Service-Management führen“, so das Fazit von Zillmann. Auf der Technologieseite bilden vor allem ERP-Modernisierung, Collaboration Tools, Stammdaten-Qualität sowie Cyber Security den Fokus der Investitionen.

Über die Studie

Die Analysten von Lünendonk befragten für ihre Studie „Der Markt für IT-Beratung und -Service in Deutschland“ 76 IT-Dienstleister zu deren Geschäftsentwicklung, Prognosen und Nachfragethemen. Darüber hinaus bietet die Studie eine Analyse der Planungen von über 200 großen Anwenderunternehmen zu deren IT-Strategie und Investitionsplanungen.

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