Channel Fokus: Digital Workplace Hybrides Arbeiten und bröckelnde Lieferketten

Autor Klaus Länger

Die Pandemie hat bestehende Veränderungen beim digitalen Arbeitsplatz beschleunigt und für einen wachsenden Verkauf vor allem bei Notebooks gesorgt. Allerdings führte sie auch zu Staus in den Lieferketten, die immer noch anhalten.

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Der Trend geht beim digitalen Arbeitsplatz klar in Richtung hybrider Arbeitsmodelle. Damit werden weiterhin die Notebooks bei der Nachfrage dominieren.
Der Trend geht beim digitalen Arbeitsplatz klar in Richtung hybrider Arbeitsmodelle. Damit werden weiterhin die Notebooks bei der Nachfrage dominieren.
(Bild: conceptcafe - stock.adobe.com)

Mobiles Arbeiten und moderne hybride Konzepte, die Homeoffice und Büro kombinieren, waren bereits vor der Covid-19-Pandemie en vogue. Sie wurden aber in vielen Unternehmen nur zögerlich ­angenommen. Der erzwungene Umzug vieler Beschäftigter ins Homeoffice führte im vergangenen Jahr dazu, dass die ­Digitalisierung und Flexibilisierung der klassischen Büroarbeit plötzlich ganz schnell gehen musste. Das hat weltweit zu einer massiven Nachfrage vor allem nach Notebooks, Dockingstations, Monitoren, Webcams und allen anderen Geräte gesorgt, die für die Remote-Arbeit notwendig sind. Dass viele Unternehmen auch beim Abklingen der Pandemie an hybriden Modellen für die Büroarbeit festhalten, beschreibt der zweite Teil dieses Channel Fokus ab Seite 28.

Wachstum trotz Staus in den Lieferketten

Im EMEA-Raum ist der PC-Markt laut den Marktforschern von Gartner zwar im dritten Quartal 2021 etwas abgeflaut, aber mit einem Plus von 11,8 Prozent immer noch zweistellig gewachsen. Die Verkäufe könnten sogar noch besser sein, wenn es genügend Geräte geben würde, um die Nachfrage zu decken. Hier machen sich vielfältige Probleme in den weltweiten Lieferketten bemerkbar. Sie reichen von stockender Produktion durch fehlende Chips und andere Bauteile über Verzögerungen und Staus beim Transport bis hin zu dem Umstand, dass in China die Container knapp werden. Daher haben praktisch alle Hersteller mit Rückständen bei den Bestellungen zu kämpfen.

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EMEA als Wachstumstreiber

Trotz der Probleme in den Lieferketten hat der weltweite Absatz von Desktop-PCs und Notebooks nach Erkenntnissen von Gartner noch einmal zugelegt, mit EMEA als einem der Wachstumstreiber.

Seit drei Jahren der größte weltweite PC-Absatz: Das 3. Quartal 2021.
Seit drei Jahren der größte weltweite PC-Absatz: Das 3. Quartal 2021.
( Bild: Gartner )

Gegenüber Q3/ 2020 beträgt die Steigerung zwar nur ein Prozent, aber das reicht für das umsatzstärkste Quartal seit Jahren. Ein guter Teil davon geht allerdings auf das Konto von Apple. Die Firma konnte ihren Marktanteil auf 15 Prozent steigern. Federn lassen mussten dagegen die Hersteller, die ­zuvor von den sehr guten Chromebook-Verkäufen in den USA profitierten. Hier ist der ­Bedarf seitens der Schulen gedeckt, und der Absatz ging um 17 Prozent zurück. In Deutschland spielen Chromebooks derzeit nur im ­Consumer-Markt eine Rolle mit etwa 250.000 Geräten bei 4,9 Millionen Notebooks.

16-Zoll-Notebooks auf dem Weg zum Mainstream

Gefragt sind weiterhin vor allem Notebooks. IDC erwartet für den EMEA-Markt einen Anteil von 78,1 Prozent Mobilrechnern gegenüber 18,1 Prozent Desktop-PCs und 3,8 Prozent All-in-One-PCs. Unter den Notebooks dominieren dabei mit mehr als 44 Prozent die Ultraslim-Geräte gegenüber 26 Prozent bei den traditionellen Notebooks. Der Anteil der Con­vertibles ist inzwischen auf 7,8 Prozent geklettert. Diese Kategorie verzeichnet derzeit das stärkste Wachstum, so die Marktforscher. Voll im Trend liegen dabei Geräte mit 16:10-Displays und bei den Convertibles Panels mit 3:2-Seitenverhältnis. Vor allem die 16-Zöller mit 1.920 x 1.200 Bildpunkten haben das Poten­zial, die bisherigen 15,6-Zoll-Full-HD-Notebooks als Volumenmodelle abzulösen. Viele Hersteller haben die Ränder um die Displays bei ihren Notebooks auf ein ­absolutes Minimum geschrumpft und ­ermöglichen so kompaktere Geräte bei gleicher Displaydiagonale. Der Einsatz minaturisierter Webcam-Module ermöglicht trotz des schmalen Rahmens den Einbau der Kamera über dem Panel.

Einige Hersteller haben zudem erste Mobilrechner der mittleren Preiskategorie mit OLED-Panel angekündigt. Bisher konnte man die selbstleuchtenden Displays nur in Premium-Geräten finden. Das passt zu der Entwicklung, dass Gehäuse aus Aluminium oder Magnesium bei dünnen und leichten Notebooks zur Norm geworden sind, selbst wenn die ­Geräte deutlich weniger als 1.000 Euro kosten. Das Design vieler Business-Notebooks steht dem von Consumergeräten kaum nach. Ein Differenzierungsmerkmal von Modellen für den professionellen­ Einsatz bleibt deren Ausstattung mit zusätzlichen Sicherheitsmechanismen auf Prozessor- und Firmware-Ebene sowie mit Pravcy-Funktionen wie abschalt­baren Webcams und mit schaltbaren Blickschutzdisplays. Auch LTE- oder gar 5G-Module bleiben in der Regel Business-Notebooks vorbehalten.

Convertible-Notebooks verzeichnen derzeit das prozentual stärkste Wachstum unter allen Produktgruppen mobiler Rechner.
Convertible-Notebooks verzeichnen derzeit das prozentual stärkste Wachstum unter allen Produktgruppen mobiler Rechner.
(Bild: Natee Meepian - stock.adobe.com)

Mehr Nachfrage nach Desktop-Rechnern

Laut Gartner besteht im Business-Sektor weltweit eine steigende Nachfrage nach PCs, wenn auch in weit geringerem Maße als die nach Notebooks. Gründe für den Trend zum stationären PC sind die wirtschaftliche Erholung in Schlüsselregionen und die Rückkehr vieler Beschäftigter in die Büros. Zudem stellt Mikako Kitagawa, Research Director bei Gartner, fest, dass die Bauteileknappheit eher zu Lieferproblemen bei Notebooks geführt hat als bei Desktop-Rechnern. „Diese Verknappung von Komponenten wird wohl bis in die erste Hälfte 2022 anhalten”, so Kitagawa weiter.

Im Bildungsbereich sind dagegen ausschließlich Notebooks gefragt. Hier steht vor allem die Ausstattung der Lehrkräfte auf der Tagesordnung, während die Beschaffung der Geräte für die Schüler fast abgeschlossen ist. Für den Channel sind die Lehrergeräte attraktiver, da hier die Anforderungen an Leistung und Ausstattung höher sind, was in höheren Kaufpreisen und Margen resultiert.

Die Monitorhersteller und die Anbieter von Peripheriegeräten wie Mäusen, Keyboards, Dockingstationen oder Webcams können sich weiterhin über eine hohe Nachfrage freuen. Bei Monitoren sind vor allem Geräte mit größeren Diagonalen und USB-C sehr gefragt. Als Display für Desktop-Rechner im Homeoffice bieten sich Modelle mit integrierter Webcam an.

Nachhaltigkeit wird wichtiger

Ein erfreulicher Trend ist der nach mehr Nachhaltigkeit und nach besserer Reparierbarkeit, speziell bei Mobilrechnern. Letztere ist gerade bei vielen Business-Notebooks schon seit längerer Zeit passabel. So sind die Geräte inzwischen meist verschraubt statt verklebt. Der ­Akku, die SSD und teilweise der Arbeitsspeicher und der WLAN-Adapters sind in der Regel gut zugänglich. Unrühmliche Ausnahmen sind sehr flache Geräte, etwa Detachables wie die Surface-Modelle und auch das Gros der Apple-Geräte. Allerdings bessert sich Microsoft hier etwas und macht inzwischen wenigstens die SSD über eine eigene Abdeckung leicht zugänglich. Zudem verspricht der Konzern eine bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen und der technischen Dokumentation. Für die Zukunft verspricht der Hersteller den Bau von Geräten, die eine „lokale Reparatur” zulassen. Auch das ­Refurbishing für eine längere Nutzungsdauer der Geräte oder die finale Demontage sind somit einfacher.

Für mehr Nachhaltigkeit bereits bei der Produktion setzen Firmen wie HP, Dell und Acer zunehmend auf Bauteile, die ganz oder oder zumindest teilweise aus Recyclingmaterial bestehen, und werben auch offensiv damit. Beispiele dafür sind etwa der Einsatz von „Meeresplastik” oder PCR-Kunststoff (Post-Consumer Recycled). Für Alu-Gehäuse wird ebenfalls teilweise aufbereitetes Material verwendet, bei Lackierungen werden lösungsmittelfreie Produkte eingesetzt. Eine große Zahl von Herstellern verzichtet wenigstens bei der Verpackung weitgehend auf Kunststoff und nutzt stattdessen aus Altpapier hergestellte Pappe.

Intels 12. Core-Generation in den Startblöcken

Bei der Technologie soll noch dieses Jahr Intels Alder Lake einen Meilenstein setzen. Das hofft jedenfalls der Hersteller. Bei diesen kommenden Core-Prozessoren der 12. Generation nutzt der CPU-Hersteller erstmals in der Großserie das Big-Little-Konzept für x86-Prozessoren. Intel kombiniert hier in unterschiedlichem Verhältnis schnelle C-Kerne mit ­effizienten A-Kernen und zusätzlich mit der bereits aus Tiger Lake bekannten Xe-Grafikeinheit. Das C steht dabei für „Core” und das A für „Atom”. Für Notebooks wird es zwei Grundtypen geben: Einen mit zwei C- und bis zu acht A-Cores als Nachfolger für die bisherigen 15-Watt-U-Modelle und einen mit bis zu sechs C- und acht A-Cores als Performance-Option. Er ersetzt die Tiger-Lake-H-Modelle mit 45-Watt TDP. In beiden Fällen sitzt eine Xe-GPU mit 96 Ausführungseinheiten (EU) mit auf dem Die.

Für Desktop-Rechner plant Intel zwei ­Alder-Lake-S-Varianten. Eine mit bis zu acht C -und A-Cores und eine mit bis zu sechs C-Kernen, bei der die Atom-Cores fehlen. Die Xe-GPU muss generell mit 32 EUs auskommen. Bei AMD will man ­Anfang 2022 mit schnelleren Zen-3-Prozessoren kontern, die über einen größeren Cache mit 3D-Packaging verfügen.

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Windows 11: Behutsamer Start im Business-Segment

Bei Businessgeräten wird Windows 11 erst im kommenden Jahr eine größere Rolle spielen.
Bei Businessgeräten wird Windows 11 erst im kommenden Jahr eine größere Rolle spielen.
( Bild: Microsoft )

Seit dem 5. Oktober ist Windows 11 offiziell verfügbar. Microsoft stellt das Betriebssystem Privat- und Firmenkunden als kostenloses Update für dafür berechtigte Windows-10-Installationen zur Verfügung. Windows 10 wird noch bis 2025 unterstützt. Das ist auch notwendig, da Microsoft bei vielen Geräten, deren Prozessoren älter als drei Jahre sind, kein offizielles Update auf Windows 11 zulässt.

Zudem werden demnächst die ersten neuen PCs und Notebooks mit dem neuen Windows auf den Markt kommen. Bei Business-Geräten haben es die Hersteller allerdings mit dem Umstieg auf Windows 11 nicht so eilig, und sie werden auch eine Downgrade-Option auf Windows 10 anbieten.

Zudem gibt Microsoft Firmenkunden ein Kompatibilitätsversprechen für Software, die unter Windows 10 läuft, und weitet das App-Assure-Programm auf Windows 11 aus. Sollte eine Anwendung Probleme machen, dann leistet Microsoft kostenlosen Support und setzt Entwickler ein, um gemeinsam mit dem Kunden eine Lösung zu entwickeln.

Der behutsame Start bei Rechnern für den Firmeneinsatz hat trotzdem seine Berechtigung. Denn auch Windows 11 macht zum Start Probleme, die nach und nach durch Fixes und Wartungsupdates behoben werden. Ein Beispiel dafür dafür ist die eingeschränkte Leistung von AMD-Ryzen-Prozessoren durch Performanceprobleme beim L3-Caching. Ein weiterer gravierender Bug betrifft über USB angeschlossene Drucker, die nicht erkannt werden.

Für Rechner mit Intels Alder-Lake-Prozessoren, die voraussichtlich ab Anfang 2022 in größerer Zahl lieferbar sein werden, ist ein Downgrade auf Windows 10 keine sinnvolle Option. Denn die optimale Verteilung von Prozessen auf die Performance- und die langsameren Stromspar-Kerne wird nur mit dem Scheduler in Windows 11 funktionieren.

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