Der Digital-Signage-Branche geht es eigentlich prächtig. Das Geschäft mit den meisten Produktgruppen wächst, und die Nachfrage nach Produkten und Services ist da. Ein Problem ist allerdings der stockende Nachschub bei vielen Gerätekategorien.
Im Retail-Sektor werden zunehmend Touchscreens eingesetzt, an denen sich Kundinnen und Kunden selbst über Produkte informieren können.
(Bild: Gorodenkoff-stock.adobe.com)
Es hätte ein furioser Neustart werden sollen. Nach der im kleineren Maßstab als Hybridveranstaltung durchgeführten ISE des Vorjahres sollte die ISE dieses Jahr Anfang Februar eine glamouröse Premiere in Barcelona feiern. Dazu kommt es nun allerdings erst einmal nicht. Angesichts steigender Corona-Zahlen in Spanien wird die Messe in den Mai (10.5. bis 13.5.2022) verschoben – in der Hoffnung, dass dann die Pandemielage eine ungestörte Durchführung erlaubt. Zu groß war für viele Aussteller und Besucher das Ansteckungsrisiko.
Hohe Nachfrage in den meisten Produktbereichen
Davon abgesehen sind die meisten Hersteller, Distributoren und Integratoren ebenso gut durch die Pandemie gekommen wie die IT-Branche insgesamt. Problematisch jedoch ist der Veranstaltungssektor, da große Konzerte und eben auch Messen in den vergangenen Monaten kaum stattfinden konnten. Hier mussten Anbieter und Handel für AV-Anlagen und Projektoren Einbußen hinnehmen. Eine Perspektive für längerfristige Projekte ist auch derzeit nicht vorhanden. Ein weiteres Problemkind ist das Gastgewerbe und hier vor allem die Hotellerie, wo einige Projekte aufgrund der schlechten Ertragslage erst einmal aufgeschoben werden. Andererseits gibt es aber auch da finanzkräftigere Unternehmen, die ihre aktuell wenig ausgelasteten Häuser gerade jetzt modernisieren und mit leistungsfähigen AV-Systemen ausstatten.
Das ist im Retail-Sektor ebenfalls der Fall, so Markus Hollerbaum, Geschäftsführer bei Siewert & Kau. Finanzkräftige Unternehmen haben das vergangene Jahr genutzt, um ihre Filialen mit neuen oder zusätzlichen Digital-Signage-Installationen auszustatten, um den Kunden ein attraktiveres Einkaufserlebnis zu bieten und sie so wieder für den stationären Handel zu gewinnen. Dabei werden vermehrt große Touchdisplays und kleinere Kiosksysteme installiert, an denen sich Kunden eigenständig informieren können, bevor sie mit dem Verkaufspersonal sprechen.
Ein weiter wachsender Markt ist die Ausstattung von Firmen mit Konferenzsystemen für ein hybrides Arbeiten. Dabei sind vor allem interaktive Displays mit hochauflösenden Kameras und der Anbindung an Videokonferenzlösungen gefragt.
Die Pandemie ermöglichte Herstellern und Channel auch ein zusätzliches Geschäft durch neuartige Lösungen, wie Tanja Tschorn, Business Unit Director Maverick AV Solutions der Tech Data betont. Beispiele sind Systeme für das Besuchermanagement, um die Einhaltung von Belegungsvorschriften zu gewährleisten, Lösungen für das Order Pickup, also das Abholen von Produkten, ohne den Laden zu betreten, sowie Queue Management, also der Ersatz physischer durch virtuelle Warteschlangen mit Hilfe moderner Ticketing-Lösungen.
Lückenhafte Lieferketten
Problematisch ist derzeit nicht die fehlende Nachfrage, sondern der stockende Nachschub bei den Geräten. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Einer ist die steigende Nachfrage, mit der die Produktion nicht mithalten kann. Als Beispiel nennt Hollerbaum die Muttergläser für Displays. Hier ist mit der Automobilindustrie ein zusätzlicher Großabnehmer hinzugekommen, da Autos heute mit immer mehr und immer größeren Displays ausgerüstet werden. Dazu kommen wachsende Diagonalen bei Monitoren, TV-Geräten und Signage-Displays, die das Angebot zusätzlich verknappen. Weitere Hindernisse sind Lockdowns in China, Verzögerungen beim Transport sowie der Mangel an Chips und weiteren Bauteilen. Der macht sich vor allem bei komplexeren Geräten wie etwa Large Format Displays bemerkbar, die ja immer öfter mit integrierten Android-Rechnern bestückt sind.
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Stand vom 30.10.2020
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Dass die Nachfrage nach interaktiven Displays für Schulen immer noch recht verhalten ist, sieht Hollerbaum daher in der aktuellen Situation eher positiv. Denn viele Schulträger haben es immer noch nicht geschafft, ihre Schulen mit ausreichender Netzwerktechnik und Breitbandanschlüssen auszustatten, die Voraussetzung für die Beschaffung von intelligenten Display- oder Projektorlösungen für die Klassenräume sind. Zudem haben immer noch einige Schulen Probleme mit dem komplizierten Antragsverfahren. Systemhäuser könnten bei den technischen Details zwar prinzipiell Hilfestellung leisten, laufen aber Gefahr, dass sie trotz dieser Vorleistung bei der Ausschreibung dann doch nicht zum Zuge kommen. Das dämpft natürlich die Motivation, hier Zeit und Geld zu investieren.
LED weiter auf dem Vormarsch
Technologisch setzen sich einige Trends des Vorjahres weiter fort. So entscheiden sich bei Videowalls immer mehr Kunden für LED- oder Micro-LED-Lösungen, die auch für den Handel immer attraktiver werden. Die modular aufgebauten LED-Walls lassen sich einfach transportieren und in praktisch jeder Form und Größe installieren. Zudem sind die Geräte robuster und günstiger geworden, da immer mehr chinesische Anbieter auf den europäischen Markt drängen. Allerdings sind gerade Micro-LED-Panels mit hoher Auflösung immer noch erheblich kostspieliger als beispielsweise 4K-IPS-Panels. Eine Einschränkung stellt noch die notwendige Lagerhaltung von Modulen aus der gleichen Charge als Ersatz für Ausfälle dar, da sich LED-Displays nur sehr eingeschränkt kalibrieren lassen. Bei großformatigen Displays machen weiterhin LCD-Panels den Löwenanteil der verkauften Produkte aus. Die Lieferanten der Muttergläser sitzen dabei fast ausschließlich in China und teilweise noch auf Taiwan. Samsung hat die Produktion herkömmlicher LCD-Panels aufgegeben und legt den Fokus auf die selbst entwickelte Quantum-Dot-Technologie mit intensiveren Farben, bei LG setzt man schon seit längerer Zeit voll auf OLED-Panels, die auch geschwungene oder transparente Displays ermöglichen.
KI und Digital Signage: Nur Pilotprojekte
Einen wichtigen Trend sehen Teile des Channels in Signage-Lösungen, bei denen den Kunden in den Ladengeschäften mittels KI und Datenanalyse passende Angebote präsentiert werden. Im stationären Handel ist das allerdings deutlich schwieriger als auf Online-Handelsplattformen, auf denen sich die Interessen der Kunden relativ einfach erfassen und analysieren lassen. Tschorn sieht hier für den Retail-Sektor Chancen durch Lift-and-Learn, also die sensorgestützte Erkennung, welche Produkte von Kunden angefasst werden, oder die Erkennung von Alter und Geschlecht der Besucher durch Kamerasysteme. Diese Daten können genutzt werden, um einen gezielten Event auszulösen, „wie das Abspielen eines Imagefilms, das Aufrufen eines Preises oder interaktiver Angebote”, so Tschorn weiter. Hollerbaum sieht hier allerdings Probleme mit dem Datenschutz, etwa der Frage, welche Daten wie lange gespeichert werden dürfen, und auch bei der Zielgenauigkeit der Angebote. Dem Geschäftsführer von Siewert & Kau sind daher auch nur einzelne Pilotprojekte bekannt.
Ein deutlich einfacheres Mittels zur Informationsgewinnung für den stationären Handel stellen für Hollerbaum die Smartphone-Apps dar, die immer mehr Ketten und einzelne Händler ihren Kunden anbieten. Über Rabatte und Sonderangebote können die Firmen deutlich einfacher und zudem DSGVO-konform detaillierte Daten sammeln, als über Sensoren im Laden. Einen echten Mehrwert für den Handel könnten allerdings Lösungen bieten, bei denen Smartphone-Apps und Signage-Systeme kombiniert werden. Unabhängig von der Erfassung konkreter Kundeninteressen können ausgefeilte Signage-Installationen dafür sorgen, dass mit Medien wie Audio, Video oder auch Duft das Einkaufserlebnis intensiviert wird. Auch Augmented Reality kann hier einen Ansatz bieten.
In Zukunft werden transparente Displays oder AR-Anwendungen das Kauferlebnis steigern. Denn damit kann der stationäre Handel gegen die Onliner punkten.
(Bild: Gorodenkoff - adobe.stock.com)
Nachhaltigkeit rückt in den Fokus
Einen wachsenden Stellenwert sollte laut Tschorn das Thema Nachhaltigkeit spielen, das im Digital-Signage-Markt bisher keine große Rolle gespielt hat. So kann etwa der Energieverbrauch von High-Brightness-Displays durch die Verwendung von Sensoren für die Messung der Umgebungshelligkeit gesenkt werden. Bei LED-Walls kann die Wahl des passenden Pixel Pitch viel Energie sparen. Ein spannendes Beispiel ist für die Business Unit Director Maverick AV Solutions zudem das CityBreeze-Display des schwedischen Anbieters Visual Art aus Schweden. Der Hersteller hat dem 75-Zoll-Display eine lebendige Rückwand aus Moos aufgesetzt, die Feinstaub aus der Luft filtert. Die LCD-Stele ist zudem mit einem Sensor für die Messung der Luftqualität ausgestattet und für die Smart-City-Einbindung vorbereitet.
Für Florian Rotberg vom auf Digital Signage spezialisierten Consulting-Unternehmen Invidis ist Nachhaltigkeit ebenfalls eine zentrale Aufgabe für die gesamte Branche. Denn hier werden etwa energieintensive Displays eingesetzt, bei denen 80 Prozent der CO2-Emissionen allein im Betrieb entstehen. Hier kann nicht nur durch technische Innovationen wie effizientere Panels oder sparsamere LEDs Energie gespart werden, sondern auch durch einen angepassten Content mit dunkleren Farben und weniger Animationen.