Software aus dem Ethernet-Kabel ERP-Markt konsolidiert: Das sind die Folgen

Autor / Redakteur: Dr. Stefan Riedl / Stefan Riedl

Der Umstieg auf die Cloud pflügt den Markt für Business- und ERP-Software um. Branchenkenner sagen, dass eine größere anstehende Konsolidierungswelle bereits läuft, da nicht jeder die anstehenden Aufgaben aus eigener Kraft stemmen kann.

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Da Software zunehmend aus dem Ethernet-Kabel kommt, stehen Umbrüche im Markt an.
Da Software zunehmend aus dem Ethernet-Kabel kommt, stehen Umbrüche im Markt an.
(Bild: Alexander Pokusay - stock.adobe.com)

Die ERP-Anbieter Step Ahead, Godesys und Informing werden von einem Investor übernommen und unter eine gemeinsame Dachorganisation gestellt. Wolfgang Reichenbach, CEO der neuen Step Ahead Group, ging gegenüber IT-BUSINESS ­davon aus, dass von den 500 ERP-Lösungen hierzulande in zehn Jahren keine 100 mehr auf dem Markt sein werden. Sein Kollege Karl Gerber, Geschäftsführer der Gruppe, geht einen Schritt weiter und vermutet, dass es nur noch 50 sein werden. Matthias Weber, Geschäftsführer der Software-Beratung mwbsc aus München, nennt weitere Beispiele für die laufende Konsolidierung: „Der Zusammenschluss von IFS und Acumatica, Abas wurde von Forterro gekauft, aber auch die GUS Group geht ebenfalls regelmäßig einkaufen.“

Zukäufe auch bei Dienstleistern

Auch bei Dienstleistern wird laut Weber verstärkt über Zukäufe expandiert, „wie zum Beispiel bei QSC“. Aber auch die System­hausgruppe Bechtle wachse über Zukäufe. „Das sind aber vor allem die publizierten Marktbewegungen“, sagt Weber. „Im Stillen werden ebenfalls kleinere Käufe getätigt.“

Die Gründe seien vielfältig: „Inhaber wollen in Rente, das Produkt ist überaltert, und der Mitbewerb wird immer stärker. Gerade der letzte Faktor setzt alle unter Druck. Nur wer wächst, bleibt am Ende übrig.“ Dieses Wachstum und Stärke brauche es, um die nächste Generation von Software für die Generation Y zu schaffen. Diese müsse selbsterklärender, einfacher, moderner und vor allem stärker integriert oder mit Schnittstellen in andere Programme daherkommen.

Angebots-Dschungel lichtet sich

Welche Folgen das für Kunden hat, wird sich noch zeigen. „Der Angebots-Dschungel lichtet sich. Die Auswahl für Interessenten wird einfacher, da sie weniger Produkte auf ihre Eignung und Einsatz im eigenen Unternehmen prüfen müssen.“ Es könnte aber auch bald auch an Optionen und Alternativen mangeln, wenn nur noch wenige Hersteller auf dem Markt sind, sagt der Berater. „Das Problem wird sich im ­allgemeinen Markt von Unternehmenssoftware nicht zeigen, aber die Anzahl von ­Angeboten für Marktnischen wird sinken. Da wird es auf Dauer zu kleineren Monopolen kommen.“

Hersteller kaufen Partner

Laut Weber werden vor allem Systemhäuser zu den Verlierern der Disrup­tion gehören. Tendenziell werden Hersteller ihre Partner kaufen, um ihr Angebot vertikal zu erweitern und so als Full-IT-Service-Provider auftreten zu können. „Große Systemhäuser halten dagegen, schließen sich ­zusammen, kaufen sich gegenseitig auf, um ein wenig Macht gegenüber Ihren Lieferanten zu behalten“, schätzt Weber und ergänzt, dass gerade kleine Systemhäuser verschwinden werden, wenn sie nicht in Wachstum investieren. „Aber auch die großen IT-Systemhäuser werden gegenseitig mehr in Konkurrenz treten, und dann kommen noch die Hersteller, die auch mehr vom Kuchen haben wollen“, prophezeit der Geschäftsführer.

Die Cloud verändert die Spielregeln

Die meisten Produkte auf dem Markt haben eine gute Funktionstiefe und -breite, findet Weber. Es zeige sich aber ein allgemeiner Trend zur Cloud, beziehungsweise dem SaaS-Modell und damit einhergehend zu einem Full-Service-Ansatz. „SAP ist hier ein ­Paradebeispiel für die Verwandlung von ­einem On-Premises-Softwarelieferant hin zu einem Cloud-Anbieter“, so Weber. Mit der Cloud biete SAP immer mehr Services direkt an. Das sei ein Trend, auf dem auch viele andere Hersteller ebenfalls aufspringen werden.

Die Cloud verändert die Spielregeln, sagt der Software-Consultant und begründet diese These folgendermaßen: „Durch die neue Technologie rücken die Hersteller selbst näher an die Kunden. Sie können Dank der digitalen Nähe über das Internet ihre Produkte einfacher selbst vertreiben.“

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