Bitkom-Studie: Entsorgung von IT-Altgeräten Verborgene Rohstoffschätze in deutschen Schubladen
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Fast 300 Millionen alte IT-Geräte liegen ungenutzt in deutschen Haushalten herum. Das hat eine Bitkom-Umfrage ergeben. Die ausrangierten Smartphones, Tablets und Computer haben ein Gesamtgewicht von rund 135.000 Tonnen und umrunden aneinander gelegt locker den Äquator.

210 Millionen Mobiltelefone, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets schlummern laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom ungenutzt in deutschen Haushalten. Und es werden immer mehr. Waren es 2014 noch rund 100 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones, waren es vier Jahr später bereits 124 Millionen Stück. Die Summe der ausrangierten Notebooks belief sich im Jahr 2014 noch auf 22 Millionen und 2018 auf 32 Millionen.
Laut Bitkom besitzen 87 Prozent der Deutschen wenigstens ein ungenutztes Mobiltelefon, 47 Prozent mindestens einen oder mehr ungenutzte Laptops und 20 Prozent ein oder mehr ausrangierte Tablets. Ausgehend von gängigen Maßen für Gewicht und Größe der Altgeräte ergibt sich für die Stückzahl von knapp 300 Millionen ein Gesamtgewicht von rund 135.000 Tonnen. Aneinander gelegt macht das eine Strecke von rund 55.000 Kilometern aus –der Umfang des Äquators beträgt etwas über 40.000 Kilometer.
Ungeahnte Rohstoffmengen
Mit den Alt-Geräten liegt nicht nur viel Kunststoff und Glas in den Schubladen und Schränken herum, sondern auch große Mengen wertvoller Rohstoffe. So stecken zum Beispiel in Alt-Handys nach Bitkom-Schätzungen neben 6.600 t Aluminium zirka 1.400 t Kobalt, 180 t Lithium, 140 t Magnesium und 60 t Titan. In kleineren Mengen stecken noch Phosphor, Tantal, Platin-Metalle oder Seltene Erden in den ungenutzt herumliegenden Geräten. Und nicht zuletzt ist in den 210 Millionen deutscher Alt-Handys und -Smartphones Gold mit einem geschätzten Gewicht von 3 t vorhanden.
Die Deutschen horten einen riesigen Rohstoffschatz. Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen.
Wiederverwerten und länger nutzen
Doch zeigen Deutsche ein wachsendes Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit. Und so geben 8 von 10 (79 %) an, Geräte länger zu nutzen, statt schnell neu zu kaufen. Über die Hälfte der Befragten (58 %) lassen elektronische Geräte bei einem Defekt reparieren und ein Sechstel der Deutschen (15 %) hat schon einmal gebrauchte, professionell aufbereitete Produkte gekauft. Knapp ein Drittel (31 %) schließt den Kauf von Refurbished-Geräten jedoch für sich aus.
Aber es gibt auch Gründe für einen Neukauf von Smartphones, Tablets oder Notebooks. Für die meisten (74 %) ist die nicht mehr vorhandene Unterstützung älterer Geräte mit Updates ein Grund, sie auszurangieren. Fast dreiviertel der Befragten würden ihre Geräte gern länger nutzen, aber die Leistungen und Funktionen reichen irgendwann nicht mehr aus. Und immerhin für 38 Prozent ist es grundsätzlich wichtig, immer möglichst aktuelle Geräte zu nutzen.
Um die Nutzungsdauer von Smartphones, Laptops oder Tablets zu verlängern, schlägt der Bitkom eine Mehrwertsteuersenkung auf Reparaturen vor. Auch 69 Prozent der Deutschen halten eine solche für sinnvoll.
Altgerät richtig entsorgen
Die Entsorgung von ausrangierter IT ist bei den Deutschen trotz der hohen Anzahl an Altgeräten ein Thema. 43 Prozent haben in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein IT-Gerät entsorgt, verkauft oder verschenkt. Am meisten gilt dies für PC-Zubehör wie Tastaturen, Computermäuse oder Webcams: 20 Prozent haben sich davon in den zurückliegenden 12 Monaten getrennt. Die Mehrheit von ihnen hat die IT-Kleingeräte an den Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurückgebracht (31 %). Jeweils ein Fünftel hat sein altes PC-Zubehör verschenkt oder beim Recyclinghof abgegeben. Von Smartphones haben sich insgesamt 17 Prozent der Deutschen in den vergangenen 12 Monaten getrennt. Die meisten Geräte gehen dabei ebenfalls an Händler oder an eine vom Händler angegebene Sammelstelle zurück (58 %). Auch alte Fernseher (14 %), Desktop-PCs (13 %), Monitore (8 %) oder Notebooks (4 %) wurden in den vergangenen 12 Monaten recycelt.
Gleichwohl empfindet die Hälfte der Befragten die Entsorgung von IT-Altgeräten oft zu aufwendig. Mehr als ein Zehntel weiß nicht, wie man IT-Altgeräte entsorgt und bei fast ebenso vielen ist auch schon mal ein IT-Altgerät im Hausmüll gelandet (11 %).
Insgesamt müssen die Möglichkeiten der Rückgabe bekannter gemacht werden. Es bedeutet keinen Aufwand, ein altes Gerät mit zum Einkaufen zu nehmen und dort abzugeben.
Insbesondere mit Blick auf Weihnachten und die Tatsache, dass häufig auch Technik und digitale Geräte unter dem Christbaum liegen, appelliert der Bitkom an die Verbraucher, Altgeräte weiterzugeben oder zu entsorgen. Funktionierende Smartphones und andere Geräte können im Übrigen auch an wohltätige Organisationen gespendet werden.
Wohin mit den Alt-Geräten?
Wer ausrangierte Smartphones, Tablets oder Computer richtig entsorgen möchte, hat folgenden Möglichkeiten:
- Recyclinghöfe: Alte oder defekte IT-Geräte gehören nicht in den Hausmüll, sondern sollten wie auch alte Elektrogeräte bei den kommunalen Abfallsammelstellen abgegeben werden.
- Mobilfunkbetreiber und Händler: Alle Hersteller sowie die großen Mobilfunkunternehmen und der Handel nehmen alte Smartphones zurück. Auch Online-Händler sind verpflichtet Altgeräte zurückzunehmen.
- Supermarkt/Discounter: Bei einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern sind auch Supermärkte oder Discounter unter bestimmten Voraussetzungen zur Rücknahme von Elektrogeräten verpflichtet.
- Handysammlung: Es gibt mehrere Organisationen, etwa der Naturschutzbund (NABU) oder die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die ausrangierte Smartphones, Tablets oder Notebooks recyceln oder wieder aufbereiten und an Bedürftige weitergeben.
Wichtig: Datenlöschung! Vor der Weiter- oder Rückgabe alter Geräte sollten Daten unbedingt gelöscht werden. Am einfachsten ist es etwa bei Smartphones das Gerät zurückzusetzen.
Wichtig: SD- und SIM-Karten herausnehmen! Vor Verkauf oder Weitergabe sollten auch die SIM-Karte und Speicherkarten a Smartphone entfernt werden.
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Elektro- und Elektronikgerätegesetz
Rückgabe alter Elektrogeräte im Supermarkt floppt
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