Daniel Holz im Interview Google Cloud bekennt sich zu europäischer Data Sovereignty

Autor Michael Hase

Innovativ und offen, diese Attribute beansprucht Google Cloud für sich. Daniel Holz, Nord-EMEA-Chef des Hyperscalers, gibt Einblick, wie die Nummer drei im Markt gegenüber dem Mitbewerb aufholt und warum Gaia-X für die Strategie des Anbieters in Europa essenziell ist.

Anbieter zum Thema

Daniel Holz, Vice President EMEA North bei Google Cloud, hält die kulturellen Aspekte einer Cloud-Transformation für ebenso wichtig wie die technischen.
Daniel Holz, Vice President EMEA North bei Google Cloud, hält die kulturellen Aspekte einer Cloud-Transformation für ebenso wichtig wie die technischen.
(Bild: Google Cloud)

Wenn man Vertreter von Google Cloud nach Differenzierungsmerkmalen zu Mitbewerbern fragt, fällt meist zuerst der Begriff Offenheit. Warum ist diese Eigenschaft für den Provider so wichtig?

Holz: In der Tat haben sich sehr viele Unternehmen jeder Branche und jeder Größe bereits für uns entschieden, gerade vor kurzem etwa die Commerzbank und der Retailer Otto. Wir haben relativ spät damit begonnen, den Markt aktiv mit unserem Vertrieb zu bearbeiten. Deshalb ist Google Cloud jetzt in vielen Segmenten noch die Nummer drei. Dass wir dennoch eine große Nachfrage nach unseren Angeboten erleben, dafür spielen die Offenheit der Plattform und der Lösungen, unser starkes Commitment zu offenen Standards eine wichtige Rolle. Viele Kunden haben sich bereits für einen Cloud Provider ihrer Wahl entschieden. Wollen sie einen weiteren Anbieter mit hinzunehmen, ist es ein Pluspunkt für uns, dass wir keine proprietären Technologien verwenden. Denn so entsteht kein Lock-in und die Kunden können ihre Workloads, die sie auf unserer Plattform betreiben, später einfach zu einem anderen Anbieter übertragen, wenn sie das denn möchten.

An welche offenen Lösungen denken Sie konkret?

Holz: Zwei gute Beispiele dafür sind Anthos, unsere Plattform, mit der sich Anwendungen über Hybrid- und Multicloud-Umgebungen hinweg bereitstellen lassen, und Apigee, unser offenes API-Management. Beides sind Lösungen, die Kunden wirklich helfen. Wenn Unternehmen ihre Applikationslandschaft modernisieren, dann gibt es gute Argumente dafür, dies auf Basis offener Standards zu tun. Dadurch halten sie sich alle Wahlmöglichkeiten offen, mit welchen Anbietern sie in Zukunft zusammenarbeiten wollen.

Wie die anderen Hyperscaler setzt Google Cloud viele Open-Source-Technologien ein. Allerdings gibt das Unternehmen der Community wohl von allen am meisten zurück. Prominentestes Beispiel dafür ist Kubernetes. Welche Strategie steht dahinter?

Holz: Wir arbeiten tatsächlich eng mit der Community zusammen und bringen viele Entwicklungen ein. Nicht nur Kubernetes, sondern auch das Open-Source-Framework Tensorflow, auf dessen Basis sich Machine-Learning-Anwendungen entwickeln lassen, wurde ursprünglich von Google kreiert. Wir bieten diese Lösungen in einer von uns verwalteten Umgebung als Managed Services an. Neben dem Commitment zu offenen Standards zeigen diese Technologien, dass Google ein echter Innovationstreiber ist. „The World’s biggest Startup“, das trifft auf das Unternehmen vollkommen zu. Ebenso wie die Offenheit ist es diese Innovationskultur, die uns im Markt hilft und deretwegen sich Kunden für uns entscheiden.

Inwiefern hilft Ihnen das Image eines Innovationstreibers im Vertrieb?

Holz: Cloud-Projekte sind immer auch Change-Projekte. Und die Mitarbeiter, die sich mit Google-Cloud-Lösungen befassen, nehmen einen Teil unserer Innovationskultur auf und tragen sie in die eigene Organisation. Dadurch wird die Unternehmenskultur mit Innovationskraft aufgeladen. Neben der Offenheit ist das ein wichtiger Aspekt für unsere Kunden.

Welche Rolle spielen kulturelle Aspekte generell bei der Cloud-Transformation?

Holz: Die kulturellen Aspekte sind enorm wichtig. Entscheidend für den Erfolg von Cloud-Projekten ist, dass sie durch den Vorstand beziehungsweise die Geschäftsführung unterstützt werden. Die Unternehmen verlagern ihre IT vom eigenen RZ in die Cloud und führen neue Lösungen ein. Dadurch verändern sich Zuständigkeiten und Arbeitsabläufe. Werden KI-Lösungen eingeführt, ergeben sich ganz neue Aufgaben, für die neue Fähigkeiten aufgebaut werden müssen. Andere Aufgaben fallen weg. Auf all diese Dinge müssen sich Unternehmen entsprechend vorbereiten. Wir begleitet diesen Prozess mit Workshops und Trainings, wobei uns insbesondere unsere Partner helfen. Den organisatorischen und kulturellen Change sollten Unternehmen unbedingt im Projektplan berücksichtigen und genügend Zeit dafür vorsehen, damit die Transformation erfolgreich verläuft.

Wahlmöglichkeiten und Souveränität bei der Cloud-Nutzung stehen auch beim deutsch-französischen Projekt Gaia-X im Mittelpunkt. Google Cloud hat angekündigt, sich an diesem Vorhaben zu beteiligen. Wie weit wird das Engagement gehen?

Holz: Die Themen Data Privacy und Data Sovereignty sind für Google Cloud von ganz entscheidender Bedeutung. Die Arbeitsgruppe, die sich mit diesem Komplex und mit souveränen Lösungen für den europäischen Markt beschäftigt, wird von unserem CEO Thomas Kurian geleitet, und er nimmt regelmäßig an den wöchentlichen Sitzungen teil. Nach unserer Überzeugung wird das, was in Deutschland und Frankreich verabschiedet wird, entscheidend prägen, wie Cloud-Dienste künftig in Europa genutzt werden. Deshalb nehmen wir diese Diskussion sehr ernst und arbeiten aktiv bei Gaia-X mit. Zudem sind wir im Gespräch mit den Behörden, die den Prozess begleiten, um sicherzustellen, dass wir den Standards entsprechen. Eines steht fest: Google-Cloud möchte Lösungen anbieten, die vollständig Gaia-X-compliant sind. Das ist der Kern unserer Digitalisierungsstrategie für Europa.

Ergänzendes zum Thema
Zur Person

Daniel Holz zeichnet als Vice President EMEA North bei Google Cloud für die Geschäfte des Hyperscalers in den Regionen DACH, Skandinavien und Osteuropa verantwortlich. Ehe er diese Position im Oktober 2020 übernahm, war der Manager zwölf Jahre lang beim Software-Konzern SAP tätig. Seit 2017 führte Holz dort die Geschäfte der deutschen Landesgesellschaft, nachdem er zuvor als Sector Leader für Kunden aus den Schlüsselbranchen Manufacturing & Automotive zuständig war. Zu den weiteren Stationen des promovierten Betriebswirts zählen die IT-Riesen IBM und Oracle, bei denen er Führungsfunktionen im Vertrieb wahrnahm. Seine Laufbahn startete er 1992 im Vertrieb von Siemens Nixdorf Informationssysteme (heute Fujitsu).

Ist in diesem Kontext auch die Kooperation mit dem französischen Service Provider OVHcloud zu sehen?

Holz: Ja, allerdings! Der Partner OVH betreibt in seinen Rechenzentren eine spezielle Version der Google Cloud, und zwar eine souveräne Cloud, in der die Daten End-to-End verschlüsselt werden. Dabei wird ein externer Anbieter das Key-Handling übernehmen und die Schlüssel für die Kunden aufbewahren, um höchste Sicherheit und vollständige Kontrolle über Datenzugriffe zu gewährleisten. Wir arbeiten daran, gemeinsam mit deutschen Partnern eine ähnliche Kooperation für den hiesigen Markt etablieren zu können.

(ID:47329517)