Die Nachfrage nach PC-Komponenten wie Prozessoren, Mainboards, Grafikkarten und SSDs sowie nach Peripheriegeräten aller Art hat zwar etwas nachgelassen, ist aber immer noch sehr hoch. Ein Problem für den Channel ist die fehlende Verfügbarkeit bei vielen Produkten.
Viele Komponenten und Peripheriegeräte sind derzeit genauso rar wie Wasser in der Wüste. Aber ein Ende der Durststrecke ist in Sicht.
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Das vergangene Jahr war zwar für viele Menschen problematisch, für den IT-Channel brachte es aber bei vielen Produkten Rekordumsätze. Laut dem Home Electronics Markt Index Deutschland (HEMIX), den der IFA-Ausrichter GFU quartalsweise in Kooperation mit der GfK erstellt, wuchs beispielsweise der Markt für privat genutzte IT-Produkte im Gesamtjahr 2020 um 23,9 Prozent auf etwa 8,5 Milliarden Euro. So legte etwa der Verkauf von Monitoren gegenüber 2019 um spektakuläre 59,7 Prozent zu. Bei Druckern, MFDs und Scannern sank zwar die Stückzahl leicht, dafür stiegen aber die Durchschnittspreise der verkauften Geräte um 22,6 Prozent. Hier machten sich wohl die höheren Anforderungen durch die Nutzung für das Homeoffice bemerkbar. Dabei waren schon im vergangenen Jahr viele Produkte knapp. So waren etwa USB-Webcams eine ganze Zeit lang kaum zu bekommen. Auch die neuen Grafikkarten von Nvidia und AMD waren in Windeseile ausverkauft.
Angespannte Versorgungslage auch 2021
Für das erste Quartal 2021 konstatiert HEMIX ein Wachstum von immerhin noch 23 Prozent gegenüber Q1/ 2020 mit abermals den Monitoren als starkem Umsatztreiber. Der Verkauf von Grafikkarten legte laut Jon Peddie Research gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres trotz der Lieferprobleme sogar um fast 39 Prozent zu. Allerdings könnten die Verkäufe wohl noch besser sein, wenn genügend Komponenten und Peripheriegeräte verfügbar wären. Laut Andreas Printz, Einkaufsleiter bei Api, ist die Versorgungslage bei Grafikkarten, einigen CPUs, Monitoren und Dockingsstationen noch angespannt oder sogar sehr angespannt. Laut der Daten der B2B-Handelsplattform ITscope gehen auch bei Festplatten die Lagerbestände zurück, was sich in steigenden HEKs bemerkbar macht. Aber wirklich gut lieferbar sind eigentlich fast keine Produkte, die in Asien produziert werden oder bei denen die Bauteile aus dieser Weltregion kommen.
Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen: Die stark gestiegene Nachfrage nach Chips aus allen möglichen Industrie-Sektoren, die von Fertigern wie TSMC nicht gedeckt werden können, mangelnde Kapazitäten bei Spediteuren und sogar knappe Container. Dadurch sind auch die Kosten für den Containertransport bis um den Faktor sechs gestiegen, wie Achim Reichstein, Einkaufsleiter bei Siewert & Kau verrät. Dazu kommen noch die Nachwirkungen des Corona-Lockdowns und der Blockade des Suezkanals durch den dort auf Grund gelaufenen Containerfrachter Ever Given, die einen gigantischen Stau an Frachtern ausgelöst hat, dessen Auswirkungen immer noch spürbar sind. Zudem fehlen den Herstellern oft kleine, teilweise sogar passive Bauteile, die zwar nur wenige Cent kosten, ohne die aber die Produktion steht, wie Wolfgang Jung, Executive Director Core Solutions bei Ingram Micro, anmerkt.
Ende der Dürreperiode in Sicht
Eine Besserung der Lage erwarten die Distributoren erst im dritten Quartal dieses Jahres oder sogar erst 2022. Bei einigen Produktgruppen ist allerdings schon ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. So haben sich die Preise für aktuelle AMD-Ryzen-Prozessoren der 5000er-Serie wieder normalisiert und auch Intel-Desktop-CPUs sind gut lieferbar. Allerdings könnte das auch daran liegen, dass die Nvidia-RTX-3000-Grafikkarten und die AMD-RDNA2-Karten immer noch sehr rar und teuer sind. Daher wurden wohl viele geplante Upgrades von Gaming-PCs erst mal auf die lange Bank geschoben. Allerdings ist hier eine Entspannung in Sicht: Nach Informationen chinesischer Medien fährt Nvidia die Produktion der GPUs für RTX-3060-Karten hoch, und auch die Verfügbarkeit der knappen GDDR6-Module für die Karten scheint besser zu werden.
Geht es um die Knappheit bei anderen Bauteilen, ist aber wohl noch Warten angesagt. Die Chipfertiger erhöhen zwar die Produktion und bauen sogar neue Werke, allerdings braucht es Zeit, bis sie auch produzieren können. Für den Channel bedeutet das, lieber vorhandene Produkte zu kaufen und auf Lager zu legen, anstatt bei einem Projekt oder Nachfrage von Endkunden passen zu müssen, nur weil einige Komponenten in der Distribution nicht zu bekommen sind. Allerdings versuchen alle Distributoren, ihre Kontakte zu den Herstellern zu nutzen, um genügend Ware vorrätig zu halten.
Möglicher Schub durch Windows 11
Im kommenden Jahr könnte Windows 11 für eine gesunde Nachfrage sorgen. Denn Microsoft zieht bei den Voraussetzungen für ein Upgrade von Windows 10, das für Privatkunden kostenlos sein wird, die Zügel an. CPUs, die älter als vier Jahre sind, werden wohl nicht mehr unterstützt, und bei Grafikkarten ist DirectX 12 Pflicht. Zudem sieht es derzeit so aus, dass ein TPM 2.0 auf dem Mainboard vorhanden sein muss. Daher werden viele PC-Anwender ihre Rechner upgraden müssen, wenn sie umsteigen wollen.