Public Key Infrastructure Von Hüpfburgen und Reisepässen
Zur Verifizierung von Identitäten nutzen Zertifizierungsstellen die sogenannte Public Key Infrastructure. Zwar kommt die Technologie häufiger im Alltag zum Einsatz, als man im ersten Moment glauben mag. Sie erfordert gleichzeitig jedoch eine Menge Knowhow.
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Wie passen der elektronische Reisepass, Smart Devices, E-Mails und eine Hüpfburg in einen gemeinsamen Kontext? Das verbindende Element ist die Technologie Public Key Infrastructure (PKI)! Dabei handelt es sich um eine Sicherheitsinfrastruktur, die Services für einen sicheren Datenaustausch bereitstellt.
Mithilfe der PKI lassen sich Zertifikate und die Zugehörigkeit von öffentlichen Schlüsseln prüfen. Dieser Schlüssel könnte zum Beispiel per E-Mail versendet oder von einer Website heruntergeladen werden. Mit digitalen Zertifikaten wird sichergestellt, dass es sich nicht um eine Fälschung des Schlüssels handelt.
Daraus ergibt sich eine große Bandbreite an Anwendungsszenarien. Sowohl der Reisepass wie auch der elektronische Personalausweis verbinden eine natürliche Person mit einer digitalen Identität. Bei der Beantragung des Passes überprüft das Einwohnermeldeamt die Identität und mit Abgabe des Fingerabdrucks wird zusätzlich die physische Identität elektronisch übertragen. An der Grenzkontrolle wird der Pass dann auf ein Lesegerät gelegt, welches die elektronischen Zertifikate liest. „Man kann sich so ganz gut vorstellen, was da für eine Infrastruktur zur Verfügung stehen muss. Ich muss schließlich weltweit die Identität jeder Grenzkontrollstelle bekannt machen können“, resümiert Andreas Philipp, Business Development Manager bei Primekey. Das schwedische Unternehmen ist einer der bekanntesten Anbieter für zertifikatsbasierte IT-Sicherheitssysteme.
Geben beispielsweise Unternehmen elektronisch gesicherte Mitarbeiterausweise aus, ist die Infrastruktur natürlich weitaus kleiner. Auch intelligente Geräte sind häufig mit digitalen Zertifikaten ausgestattet. Wenn der Nutzer Daten abfragen möchte, meldet sich das Gerät bei der zentralen Plattform des Herstellers, wo es sich mit dem Zertifikat ausweisen muss. Dann prüft die Plattform, ob dieses Gerät überhaupt Zugriff auf die betreffenden Informationen haben darf.
Smarte Geräte und IoT-Devices sind für die PKI jedoch eine Herausforderung. Denn hier handelt es sich nicht um natürliche Identitäten, die mit den Zertifikaten versehen werden, sondern um Maschinen, die sich gegenüber einem Dienst ausweisen müssen. „Die Identität wird bereits in der Produktion an das Gerät vergeben. Es wird produziert, eine Software wird darauf gespielt und dann geht es online. Erst dann bekommt es sein Zertifikat. Und in diesem Moment weiß ich nicht, in welcher Umgebung sich das Gerät befindet“, erläutert Philipp. Deswegen benötigen Firmen sichere Kommunikationsnetzwerke bis zu den Fabriken. Doch dies sei für Primekey ein noch neues Gebiet. „Gerade im Maschinenbau müssen wir aus der IT-Branche noch einiges dazulernen.“
Auch E-Mail-Signaturen, die die Integrität von Daten und Absender sicherstellen sollen, benötigen Zertifikate, die eine PKI bereitstellt. „Microsoft zum Beispiel hat das schon früh erkannt und liefert mit den Standard-Servern Software-Lizenzen, die eine PKI enthalten. Die Zertifikate sind so integriert, dass der Nutzer davon gar nichts mitbekommt.“ Vor allem durch mehr Homeoffice und Fernarbeit ist das Zugriffsmanagement noch wichtiger geworden als ohnehin schon. Die Relevanz von Infrastrukturen für elektronische Ausweise sei im vergangenen Jahr gesunken, sagt Philipp. Kleine Infrastrukturen für Unternehmen, um VPN-Netzwerke aufzubauen und sichere E-Mail-Kommunikation zu ermöglichen, wurden andererseits häufig angefragt.
Bouncy Castle
Der Zusammenhang des Reisepasses mit IoT-Geräten und der E-Mail erschließt sich also. Hinter jeder dieser Entwicklungen liegt eine PKI. Doch was hat eine Hüpfburg damit zu tun? Die kryptographischen Bibliotheken, die Primekey für die PKI-Lösungen verwendet, basieren auf einem Open-Source-Projekt in Australien. Dieses nennt sich Bouncy Castle, zu Deutsch Hüpfburg, und wird von der „Legion der Hüpfburg“ betreut. Die Programmierschnittstellen des Projekts sind plattformunabhängig und können somit externe Lösungen anbinden. Kommerziell betrieben wird die API-Sammlung von Bouncy Castle von dem australischen Unternehmen Crypto Workshop.
Anfang Februar 2020 hat Primekey Crypto Workshop übernommen. Damit vervollständigte das Unternehmen die eigenen Lösungen und deckt so den kompletten Software-Stack ab, der sowohl für PKI-bezogene wie auch für allgemeine Krypto-Anwendungen benötigt wird.
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