Local versus global Player Wortmann nimmt es mit den großen Herstellern auf

Redakteur: Dr. Stefan Riedl

Das 25-jährige Jubiläum steht für die Wortmann AG vor der Tür. IT-BUSINESS sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Siegbert Wortmann über fast ein Vierteljahrhundert schwarze Zahlen am Produktionsstandort Deutschland trotz hartem Konkurrenzkampf.

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ITB: Die Wortmann AG produziert Hardware in Deutschland, während andere IT-Hersteller meist auf Billiglohnländer setzen. Ist der Personalkostenanteil pro Rechner sehr gering oder warum geht die Rechnung noch auf?

Wortmann: Die Rechnung geht aus mehreren Gründen auf. Zunächst einmal ist die hohe Qualifikation der Arbeitskräfte in Deutschland ein wichtiger Standortfaktor. Daneben ist der Anteil an Personalkosten tatsächlich nicht so hoch wie manche vielleicht meinen. Wenn es um entsprechend hohe Stückzahlen geht, liegen die Personalkosten, sagen wir mal, bei 20 bis 30 Euro pro Rechner. Im Vergleich zum klassischen Billiglohnland China können Sie hier grob geschätzt 15 Euro einsparen. Dafür müssen Sie allerdings mit höheren Frachtkosten rechnen. Denn wenn Sie nicht nur die Komponenten, sondern Komplettsysteme nach Deutschland transportieren, müssen Sie größere Volumen mit viel Luft transportieren. Außerdem sind Sie unflexibler, denn per Schiff – und eine andere Transportmethode kommt für Computer nicht in Frage – sind die Geräte etwa vier bis sechs Wochen unterwegs.

ITB: Das leuchtet ein, zumal auf Built-to-Order-Rechner nicht wochenlang gewartet werden kann. Wie hoch ist denn der BtO-Anteil bei Wortmann?

Wortmann: Seit Jahren ist er gleichbleibend zwischen 30 und 40 Prozent.

ITB: Als lokal aufgestellter Player dürfte Wortmann nicht mit den gleichen Skaleneffekten auf asiatischen Komponentenmärkten einkaufen können wie die Global Player. Ist das ein Problem für Ihr Unternehmen?

Wortmann: Nein, das ist kein Problem. Und ja, es wird für einen der ganz großen Hersteller im Einkauf natürlich günstiger, wenn er 20 Millionen CPUs in einem bestimmten Zeitraum ordert, während wir, sagen wir, 500.000 Stück bestellen. Allerdings bewegt sich die Wortmann AG mittlerweile auf einem Bestellniveau, bei dem sehr wettbewerbsfähige Preise herauskommen. Und die Differenz machen wir dadurch mehr als nur wett, dass wir keinen personellen Overhead und keinen riesigen Verwaltungsapparat finanzieren müssen, wie es bei den großen Konzernen in der Regel der Fall ist.

ITB: Apropos Konzern-Overhead: Ähnlich wie bei der inzwischen insolventen Maxdata AG gelten Wortmann-Fachhändler als besonders loyal und treu. Woran liegt das? An einem geringeren Konzerngehabe?

Wortmann: Das ist sicherlich einer der Gründe. Wir sind immer sehr offen und flexibel. Sie konnten ja auch direkt bei mir anrufen, ohne dass großartig Terminvereinbarungen getroffen werden mussten. Zu den wichtigsten Punkten zählt wahrscheinlich, dass wir uns gegenüber unseren Fachhändlern stets sehr kulant zeigen. Wenn es in einem konkreten Fall um kleinere Beträge geht, sehen wir das häufig als Investition in die Partnerschaft und zeigen Kulanz. Das merkt sich der Fachhändler und zeigt sich auch uns gegenüber genauso loyal.

Warum für Siegbert Wortmann der Vergleich mit Maxdata hinkt und welche Auswirkungen die Änderungen bei Einfuhrzöllen haben, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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