Die Corona-Pandemie als Katalysator für die Cloud Von Skeptikern zu Erleuchteten
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Was zunächst eine gefühlte Wahrheit war, ist nun mit Zahlen bestätigt: Covid-19 und die damit einhergehende Pandemie mit ihren vielen Disruptionen haben sich zu wahren Cloud-Boostern entwickelt – und damit bestehende IT-Strukturen bisweilen regelrecht weggefegt.

Doch dieser Änderungsprozess war für Unternehmen im deutschsprachigen Raum weder schmerzfrei, noch ist er bereits abgeschlossen. Ob privat oder beruflich: Es ist eine der wichtigsten Qualitäten im Leben, aus Fehlern zu lernen. Diese Erkenntnis scheint der Großteil der Befragten einer Cloud-Studie immerhin verinnerlicht zu haben; dass in der Vergangenheit jedoch Potenziale ungenutzt geblieben sind, zeigt nicht zuletzt die Überschrift besagter Erhebung: „Viele Unternehmen wünschen sich, sie hätten sich früher auf ihren Weg in die Cloud gemacht.“ Wer die Studie nun genauer unter die Lupe nimmt, wird dabei zwar auf Licht stoßen, jedoch auch weiterhin (zu) viel Schatten finden. So viel sei vorweggenommen: Manche Erleuchtung kam recht spät und so manche vermeintlich positive Aussage liest sich im Umkehrschluss einer Prozentzahl nach wie vor bedenklich.
Doch zunächst sei auf die Fortschritte verwiesen. An erster Stelle ist hierbei sicherlich zu nennen, dass die von Vanson-Bourne interviewten Führungskräfte eben vielfach durchaus begriffen haben, was die Stunde geschlagen hat. In Zahlen ausgedrückt: 88 Prozent haben erkannt, dass die Cloud für ihr Unternehmen geschäftskritisch ist. Durch die Pandemie haben jedoch andererseits etwa drei Viertel Veränderungsbedarf bei ihrer Cloud-Strategie ausgemacht – hier treffen also bereits die Pole aufeinander: Es weht durchaus frischer Wind in die Wolke, doch letztendlich auch, weil in der Vergangenheit zu häufig Flaute herrschte. Dafür steht vor allem eine Zahl, die sich auf den Titel der Studie bezieht, nämlich 81 Prozent. So viele IT-Verantwortliche wünschen sich, sie hätten ihre Cloud-Aktivitäten früher begonnen.
Wo Licht durch die Wolke fällt, ist auch Schatten
Wer zudem die zunächst erfreulich hohe Zahl derjenigen, die den Mehrwert der Cloud erkannt haben, nochmals betrachtet, wird feststellen: Nach wie vor halten etwa zwölf Prozent – mithin also ungefähr jeder achte Befragte – die Cloud für nicht geschäftskritisch. Nun muss hinzugefügt werden: Hier sind keine kleinen Schreinereien befragt worden, sondern 600 ausnahmslos mindestens mittelgroße Unternehmen. Knapp zwei Drittel zählen über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Rest mindestens 1.000. Und auch ein holzverarbeitender Betrieb mit über 1.000 Angestellten wird bei realistischer Betrachtung heute irgendeine Art von Cloud nutzen bzw. nutzen müssen.
Wenig Überraschendes gab es dabei im Hinblick auf die Prioritäten der in Bezug auf die Cloud positiv eingestellten Entscheider zu entdecken: Agilität sowie Effizient und Skalierbarkeit wurden da als zentrale Vorteile genannt. Dass diese Erwartungen durchaus erfüllt werden können, zeigen weitere Ergebnisse der Studie. So gaben 22 Prozent an, dass sie dank der Cloud ihre IT-Services innerhalb weniger Tage entsprechend auf die neuen, Corona-verursachten Rahmenbedingungen ausrichten konnten. Doch auch hier muss im Umkehrschluss die Frage stehen: Was haben die restlichen 78 Prozent falsch gemacht? Oder warum haben sie Richtiges nicht früher und energischer angepackt? Dass die Pandemie hier als Booster funktioniert hat, zeigt eine weitere Zahl: Gut ein Viertel der Befragten ist der Meinung, ihr Unternehmen habe immerhin eine Stufe auf der Leiter des Cloud-Reifegrads genommen; ein weiteres Fünftel hat zwei Stufen geschafft. Summa summarum bleibt jedoch auch hier das Fazit: zu spät, zu wenig.
Empfehlungen für den richtigen Umstieg
Doch anscheinend ist der Zug nun nicht nur ins Rollen gekommen, sondern er nimmt auch Fahrt auf. Jetzt heißt es also, das richtige Gleis zu wählen. Dabei sind vier Aspekte zu beachten: Beschleunigen, optimieren, Innovationen fördern und dabei auf die Sicherheit achten:
Beschleunigen: Hat ein Unternehmen damit zu kämpfen, die möglichen geschäftlichen Vorteile der Cloud effektiv zu nutzen bzw. kommt hierbei nur langsam voran, muss es jetzt seine Strategie überdenken. Dabei gilt es, die Migration von Anwendungen und Daten zu beschleunigen und einen schnelleren, kürzeren Weg zum Ziel zu finden. Gerade, wer sich – vielleicht durch Altlasten bedingt – weiterhin mit komplexen Strukturen quält, sollte die Möglichkeiten einer flexibleren Plattform prüfen. Best-of-Platform statt Best-of-Breed ist hierbei häufig die letztlich erfolgreichere Herangehensweise, da sie Skalierbarkeit, Ausfallsicherheit und Innovation vereint.
Optimieren: Nie war Effizienz wichtiger als seit der Pandemie. Da sich die Märkte verändern und die Welt vor weiteren Umwälzungen steht, müssen Unternehmen beweglich und schlank sein. Für die Cloud heißt das: Es ist keine Reise dorthin, sondern in ihr. Nur dann können die Mehrwerte erreicht, die Versprechen eingelöst werden. Die Cloud-Optimierung beginnt dabei in der Regel mit der Kostenoptimierung. Denn zu oft geben Unternehmen zu viel Geld für die Cloud aus, etwa weil gebuchte Services auch nach Nutzung einfach weiterlaufen. Kostenkontrolle und Rightsizing sind die Schlagworte, um den ROI zu maximieren und so das Gesamtkonzept zu optimieren. Wer sich dann noch auf die Bereiche fokussiert und sie stärkt, die den größten Mehrwert bringen, hat schon viel erreicht.
Innovationen fördern: Unternehmen müssen verstehen, wie genau die Cloud schnellere Markteinführungen von Services und Produkten ermöglicht und wie sie als Plattform für Innovationen dienen kann. Zudem gilt es, kontinuierlich zu evaluieren, geeignete Ziele zu setzen und so auf sich verändernde Märkte zu reagieren. Denn die bloße Verlagerung von Anwendungen und Daten in die Cloud erzeugt noch keinen geschäftlichen Mehrwert. Über diese Transformation entsteht fraglos das Fundament für Innovation, mehr aber nicht. Unternehmen müssen am Ende an einen Punkt gelangen, an dem sie schnell Neues implementieren und testen können – immer mit Fokus auf die Lösung von Kundenproblemen natürlich.
Sicherheit: Der deutschsprachige Raum ist vermutlich derjenige mit den meisten und größten Bedenken in Bezug auf (IT-)Sicherheit. Daran ist viel gut und richtig. Kritisch wird es, wenn sich die German Angst als Bremsklotz für Innovationen erweist. Mit den richtigen Compliance-, Governance- und Kontrollrichtlinien sind die führenden Clouds jedoch sicherer als jedes eigene Rechenzentrum. Denn welches Unternehmen allein könnte so viel in die IT-Sicherheit investieren wie die führenden Hyperscaler. Viel wichtiger ist, die verbleibenden Hausaufgaben im Unternehmen zu machen, immer beginnend mit dem Haupteinfallstor, der eigenen Belegschaft.
Und jetzt? – Anpacken!
Egal, ob ein Unternehmen noch am Anfang oder mitten in der Cloud-Reise steht – es ist für den geschäftlichen Erfolg unabdingbar, nicht nachzulassen. Wer bereits viel erreicht hat, kann immer noch mehr erreichen; wer nicht weiterkommt, muss sich schnellstens nach alternativen Wegen umsehen; wer noch nicht begonnen hat, muss ohnehin aufholen. Für alle Szenarien – kontinuierliche Bewertung – gilt gleichermaßen: Assessments vereinbaren, Workshops nutzen, Drittmeinungen einholen und selbst evaluieren, evaluieren und nochmals evaluieren. Denn Evaluation ist die Basis, um zu lernen. Eine der wichtigsten Qualitäten im Leben; es muss ja nicht immer aus Fehlern sein.
* Der Autor Robert Horndasch ist Advisory Executive DACH bei Avanade Deutschland GmbH. Er begleitet seit über 20 Jahren Unternehmen als Management Berater und System Integrator und hat im In- und Ausland namhafte Kunden im Bereich High-Tech, Automotive und Maschinen- und Anlagenbau bei Transformationen lange vor der Digitalisierungswelle beraten. Seine Leidenschaft gilt der Adaption neuer Technologien insbesondere der Cloud.
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