Studie Wie wir im Homeoffice das Klima schützen

Quelle: Pressemitteilung |

Wie sich der Umzug vieler Arbeitnehmer ins Homeoffice auf den Klimaschutz auswirkt, wie viele Emissionen dadurch nicht entstanden sind und welche Voraussetzungen für eine positive Bilanz sorgen – das zeigt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts.

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Homeoffice trägt zum Klimaschutz bei. Wie genau und was noch möglich ist, zeigt eine Studie.
Homeoffice trägt zum Klimaschutz bei. Wie genau und was noch möglich ist, zeigt eine Studie.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Mit mehr Homeoffice können bis zu 3,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase pro Jahr eingespart werden. Und das selbst dann, wenn ein Großteil der Pendelwege im eigenen Pkw zurückgelegt werden, wie das im Jahr 2021 der Fall war.

Fahren dann wieder mehr Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sobald der Infektionsschutz das zulässt, kann der Klimaschutzbeitrag sogar noch steigen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts, die die ökologischen und sozialen Auswirkungen mobilen Arbeitens in der Pandemie ausgewertet hat.

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Unsere Bilanz zeigt, dass unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels und bereits ab einem Tag Homeoffice pro Woche die Treibhausgasbilanz sinken kann.

Konstantin Kreye, Experte für Klimaschutz und Mobilität am Öko-Institut

Treibhausgasemissionen bei Pendeln und mobilem Arbeiten

  • Während der Corona-Pandemie haben bis zu 70 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet. Dabei haben sie 2021 im Schnitt 38 Milliarden Kilometer weniger Arbeitswege als im Jahr 2017 zurückgelegt.
  • Da 93 Prozent der Pendelwege im eigenen Auto zurückgelegt werden, ist der Anteil an der Emissionsbilanz entsprechend hoch: So werden pro gefahrenem Kilometer im Auto 202 Gramm CO2-Äquivalente (CO2e) emittiert, im Bus sind es 83 Gramm CO2e und in der Straßen- oder U-Bahn 54 Gramm CO2e.

Auf einen Blick

CO₂e dienen der Vereinheitlichung der Klimawirkung verschiedener Treibhausgase. Neben CO₂ als wichtigster Faktor werden darunter auch weitere Gase wie Lachgas oder Methan berücksichtigt. „Die verschiedenen Gase tragen nicht in gleichem Maße zum Treibhauseffekt bei und verbleiben über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre.“ Der CO₂e berücksichtigt in der kalkulatorischen Zusammensetzung der CO₂e diese Unterschiede (www.myclimate.org).

Wie sich die Ausstattung des Arbeitsplatzes auswirkt

Diese verkehrsbedingten Emissionen wurden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Emissionen durch Ausstattung und Betrieb von Laptops und Co. zu Hause gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass je nach Ausstattung des Arbeitsplatzes die CO2-Bilanz unterschiedlich ausfällt:

  • Kann ein Firmenlaptop genutzt werden, so sind die CO2-Emissionen mit 18 Kilogramm pro Jahr gering.
  • Wird der Heimarbeitsplatz jedoch komplett neu ausgestattet und zudem zusätzlich zum Büroplatz beleuchtet und beheizt, steigen die CO2-Emissionen auf 307 Kilogramm pro Jahr an.

„Unsere Bilanz zeigt, dass unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels und bereits ab einem Tag Homeoffice pro Woche die Treibhausgasbilanz sinken kann“, fasst Konstantin Kreye, Experte für Klimaschutz und Mobilität am Öko-Institut zusammen. „Auch nach der Pandemie kann daher eine Mischung aus Büropräsenz und mobilem Arbeiten aus Umweltgesichtspunkten vorteilhaft sein und selbst im konservativstem Szenario – mit 20 Prozent Homeoffice – rund eine Million Tonnen Treibhausgase einsparen. Das entspricht etwa den Emissionen, die 370.000 Autos durchschnittlich in einem Jahr emittieren.“

Hintergrund und Fazit

  • Der Anteil an Homeoffice-Arbeit war während der Corona-Pandemie signifikant erhöht. Weitgehend unabhängig von pandemiebedingten Effekten zeigt sich der Besetzungsgrad des Pkw auf Pendelwegen zum Arbeitsplatz als besonders niedrig. Der Großteil (93 Prozent) der verkehrsbedingten Emissionen auf Pendelwegen ist demnach auf Fahrten mit dem Pkw zurückzuführen.
  • Während der Pandemie ist sowohl die Anzahl an Homeoffice-Tagen gestiegen als auch die Häufigkeit der Pkw-Nutzung anstelle des ÖPV. Der Minderungseffekt der vermiedenen Arbeitswege übersteigt jedoch die Auswirkungen der erhöhten Nutzung des Pkws als Verkehrsmittel auf Arbeitswegen und beläuft sich auf rund 3,7 Millionen Tonnen CO2e pro Jahr.
  • Mit einer multilokalen Arbeitsweise, als Mischform aus Homeoffice und der Arbeit im Büro, kann je nach Annahmen ein Minderungspotenzial von rund 3,7 bis zu rund 1 Millionen Tonnen CO2e pro Jahr realisiert werden.
  • Neben der Reduzierung verkehrsbedingter CO2-Emissionen durch die Umstellung beziehungsweise häufigere Nutzung von Homeoffice zeigte sich auch ein pandemiebedingter Rückgang bei Luftschadstoffen, Lärmbelastung und verkehrsbedingten Unfällen.
  • Ein mobilitätsunabhängiger, zusätzlicher Ausstoß von CO2 ist zuletzt stark von der Homeoffice-Ausstattung und dem Energiebedarf am Homeoffice-Arbeitsplatz abhängig.
Im Durchschnitt beträgt die einfache Pendeldistanz von Arbeitnehmer:innen in Deutschland jedoch rund 15 Kilometer und liegt damit deutlich über den in beiden Szenarien identifizierten Schwellwerten. In beiden Fällen gilt, dass Homeoffice aus Sicht einer CO₂-Emissionsminderung dem Arbeiten im Büro für einen Großteil der Arbeitnehmer unabhängig von der Verkehrsmittelwahl vorzuziehen ist. Diese Aussage trifft selbst dann zu, wenn für den Heimarbeitsplatz neue Geräte angeschafft und sowohl Büro- als auch Heimarbeitsplatz beheizt und beleuchtet werden müssen.

Quelle: Working Paper "Arbeiten im Homeoffice"

Die Kehrseite der Medaille: Soziale Auswirkungen

Weniger Pendelwege, flexiblere Arbeitszeiten, ortsunabhängiges Arbeiten, eine bessere Vereinbarkeit der Kinderbetreuung: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schätzen die Vorteile von Homeoffice als hoch ein. Auch Unternehmen haben das erkannt und sehen hier eine neue Möglichkeit, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

Die Studie skizziert jedoch gleichzeitig Risiken wie eine stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben, das Gefühl der Isolation oder der ungleiche Zugang zu einem geeigneten Arbeitsplatz zuhause. Wird ländliches Wohnen attraktiver, kann dies zwar zu einer Entspannung der städtischen Wohnungsmärkte führen. Zugleich steigt jedoch die Gefahr, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus privaten Gründen stärker das Auto nutzen.

Über die Studie

Das Working Paper entstand im Rahmen des Projekts „Compan.e: Wege zur elektromobilen und nachhaltigen Unternehmensmobilität“ und wurde gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Dieser Artikel erschien zuerst auf unserem Partnerportal Konstruktionspraxis.

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