Digitalisierung des Fernsehempfangs schreitet voran Set-Top-Boxen und TV-Lösungen für den PC wecken Interesse im IT-Handel

Redakteur: Christian Träger

Mit der sukzessiven Abschaltung der analogen TV-Signale ist das digitale Fernsehen über Antenne verstärkt in das Bewusstsein der Konsumenten getreten. Doch das »Überall-Fernsehen« bildet nur eine Quelle für digitale TV-Inhalte.

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Die Digitalisierung des Fernsehempfangs und High Definition bilden derzeit die wichtigsten Themen im TV-Umfeld. Während die Kunden heute praktisch nur noch zu Flachbild-Fernsehern mit HD-ready-Logo greifen, fehlt nach wie vor ein breites Angebot an hochauflösenden TV-Inhalten. Verschlüsselte deutschsprachige Angebote bietet Premiere, frei empfangbar sind dagegen nur wenige Sender über Satellit, zu denen Pro Sieben HD und Sat.1 HD gehören. Im Kabelnetz differiert das Angebot je nach Netzbetreiber.

Im Gegensatz zu den HD-Angeboten sind alle Sender seit langem digital zu empfangen. Dem Kunden stehen dabei die drei Quellen Satellit (DVB-S), Kabelnetz (DVB-C) und Antenne (DVB-T) zur Verfügung. Digital bedeutet jedoch nicht automatisch eine bessere Bildqualität, da diese immer von der genutzten Bandbreite der Signale abhängt. Ein Vorteil des digitalen Fernsehens sind jedoch zusätzliche Serviceangebote wie die elektronischen Programmübersichten (EPG) der Sender.

Alles auf Empfang

Um in den Genuss der Sendungen zu kommen, benötigt der Kunde einen speziellen Empfänger. Laut GfU (Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik) hatten 2006 die Satelliten-Receiver mit 2,1 Millionen Stück den größten Anteil, dicht gefolgt von DVB-T-Empfängern, von denen 1,3 Millionen Geräte verkauft worden sind. Boxen für den digitalen Kabelempfang lagen mit 350.000 Stück auf Rang drei.

DVB-T ist ein wichtiges Thema für den IT-Handel, da der mobile Fernsehgenuss am Notebook die Hersteller von PC-Zubehör auf den Plan gerufen hat. Für eine Welle an neuen Produkten im PC-Bereich hat auch der HDTV-Boom gesorgt. Hier gibt es eine Reihe von Satelliten-Karten, um den PC zum Zweitfernseher zu machen. Dabei wurde außerdem die Entwicklung von Entschlüsselungsmodulen für Pay-TV forciert.

Bei den Set-Top-Boxen geht der Trend zu Geräten mit integrierter Festplatte. Damit wird der Videorekorder aus dem Wohnzimmer verbannt. Zudem steigt die Zahl der HD-tauglichen Geräte.

Expertenmeinung von Hans-Jürgen Schneider (Dexx IT)

Set-Top-Boxen und Digital TV sind aus der Sicht von Dexx IT in der Tat ein sehr interessantes Marktsegment für den IT-Fachhandel. Die Produkte sind durch integrierte Festplatte und USB-Anschlüsse in hohem Maße IT-affin. Sie sind Teil einer Produktkette im Heimnetzwerk, in das TV, Receiver und weitere Multimediageräte integriert sind. Da Heimvernetzung insgesamt wächst ist auch eine Erweiterung des Marktes für Digitale Set-Top-Boxen zu erwarten.

Der Fokus für den Handel sollte aus unserer Sicht auf drei Bereichen liegen:

Erstens, der DVB-T-Standard. Hier handelt es sich um einfache, kostengünstige, bedienerfreundliche Receiver für den terrestrischen Empfang (früher Antennenempfang) von zurzeit etwa 30 freien, kostenlosen TV-Programmen und vielen Radiostationen.

Zweitens DVB-S-Standard: Mit dem Satellitenempfang können über 1.000 Programme (inklusive Pay-TV) und ebenso viele Radioprogramme empfangen werden. Voraussetzung ist ein Sat-Receiver und die Satellitenschüssel. Diese Receiver boomen seit Jahren und werden das in Zukunft auch weiter tun.

Drittens ist da noch der DVB-C-Standard: Diese Modelle sind für den Kabelempfang konzipiert. Sie haben wegen der hohen Zusatzkosten wie Kabelgebühren ein begrenztes Marktpotenzial.

Die Einstiegspreisklasse ist interessant für alle, die Free-TV in voller Breite ausschöpfen wollen. Geräte mit zusätzlichen CI-Steckmodulen sind interessant für Pay-TV, wie beispielsweise internationales oder fremdsprachiges Fernsehen. Geräte mit integriertem Festplattenrekorder gehören unter den aktuellen Angeboten definitiv zur High-End-Klasse. Doch auch für diese Hochpreis-Varianten gibt es mehr als genug Nachfrage, so dass es für den Handel auch in diesem Bereich gute Absatzchancen gibt.

Expertenmeinung von Klaus Mähleke (Hauppauge)

Die allgemeine Marktentwicklung im ITC-Channel im Segment TV-Tuner-Lösungen befindet sich nach wie vor im Wachstum. Angetrieben wird dies unter anderem von den positiven Absatzzahlen bei Widescreen-LCD-Displays, Microsoft Vista und Notebooks. Ein weiterer ausschlagebender Faktor ist die positive Entwicklung des digitalen Fernsehens allgemein und die wachsende Nachfrage nach PC-basierten Tuner-Lösungen für HDTV und Pay-TV. Für IT-Reseller bietet sich hierdurch ein sehr gutes Absatzpotential unserer Produkte, welches wir durch unterschiedlichste Instrumentarien unterstützen.

Expertenmeinung von Silke Hecht-Nölle (Philips)

Der Markt entwickelt sich insbesondere in den Segmenten digitale Satelliten-Set-Top-Boxen und DVR (Set-Top-Boxen mit integrierter Festplatte) sehr positiv. Gerade die offensichtlichen Vorteile, die die Festplatte bietet, können im Handel der Ansatzpunkt für ein Beratungsgespräch sein. Ausstattungsmerkmale wie zum Beispiel »Pause Live-TV« sind noch nicht hinreichend bekannt. Philips bietet zur Zeit mit dem DSR7005 und DTR7005 zwei Set-Top-Boxen mit Festplatte für Satellit und DVB-T an. Zukünftig wird es auch Produkte für Kabel und für HDTV geben.

Expertenmeinung von Stefan Kön (Technisat)

Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten immer weiter voran. In Zukunft wird neben Sat-, Terrestrik- und Kabelfernsehen auch IPTV als vierter Übertragungsweg an Bedeutung gewinnen. Da diese neuen IPTV-Boxen dann auch in Netzwerke eingebunden werden können (Stichwort »Vernetztes Heim«) bieten sich auch für den IT-Reseller neue Chancen sein Fachwissen in diesem Bereich anzuwenden und neue Umsatzpotenziale zu generieren.

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