MWC 2019 Hololens 2: leichter, schlauer und mit größerem Blickwinkel

Autor Klaus Länger

Ein Mobilgerät der besonderen Art ist die Hololens 2. Die neue und kompaktere Generation der Mixed-Reality-Brille bietet nun einen deutlich größeren Blickwinkel und eine Holographic Processing Unit mit AI-Funktionen. Sie soll die Interaktion zwischen virtuellen „Hologrammen” und der realen Umgebung verbessern. Das in der Brille integrierte Kinect-Modul wird als eigenständiger Sensor mit SDK angeboten.

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Alex Kipman, als Technical Fellow einer der Entwickler der HoloLens 2, zeigt die zweite Generation der MR-Brille erstmals auf dem MWC in Barcelona.
Alex Kipman, als Technical Fellow einer der Entwickler der HoloLens 2, zeigt die zweite Generation der MR-Brille erstmals auf dem MWC in Barcelona.
(Bild: Microsoft)

Mit der ersten Generation der Hololens brachte Microsoft im Oktober 2016 eine Brille auf den Markt, die virtuelle Objekte nicht nur in das Blickfeld des Trägers einspiegelt, sondern auch durch ein Kamerasystem mit Tiefenerkennung eine Interaktion zwischen den virtuellen Objekten und der realen Umgebung erlaubte. In der Hololens ist ein eigenständiger Rechner mit einer angepassten Windows-10-Version integriert. Das Zielpublikum der kostspieligen Brille waren professionelle Anwender. Auf dem MWC in Barcelona präsentierte Microsoft nun eine zweite Generation der Hololens, die leichter, leistungsfähiger und auch etwas günstiger geworden ist.

ARM statt Intel und HCU mit AI-Funktionen

Die Hololens 2 nutzt nun als Hauptprozessor keine Intel-Atom-CPU, sondern den ARM-SoC Snapdragon 850, der auch in Windows-on-ARM-Notebooks verwendet wird. Gekoppelt ist der Snapdragon mit einer weiterentwickelten Holographic Processing Unit, die bei Microsoft entwickelt wurde. Sie nutzt nicht nur AI-Funktionen, um das Spacial Mapping zu verbessern, also die Erkennung und das Erstellen eines digitalen Modells der Umwelt. Die Brille kann auf Wunsch zudem AI-Aufgaben zu Microsoft Azure auslagern, um das Spacial Mapping zu verfeinern. Die in der Brille integrierten Azure-Kinect-Sensoren können Tiefeninformationen mit höherer Genauigkeit erfassen. Kombiniert mit der verbesserten HPU erlaubt das nun nicht mehr nur das Erfassen einfacher Handgesten, sondern auch einzelner Finger. Sogar das Spielen auf einem virtuellen Klavier soll möglich sein.

Neu bei Hololens 2 ist ein Eye-Tracking-System, das die Pupillen des Trägers der Brille erfasst. Das System erweitert nicht nur das Blickfeld des Trägers, sondern ermöglicht auch noch eine automatische Anmeldung per Retina-Scan. Für die Projektion der „Hologramme” in die Linsen im Blickfeld des Betrachters nutzt Microsoft nun offenbar ein mikroelektromechanisches Spiegelsystem (MEMS) mit oszillierenden Lasern. Damit erreicht die Brille eine holografische Dichte von 47 Pixel pro Grad Betrachtungswinkel. Das soll laut Microsoft einer 2K-Auflösung pro Auge entsprechen. Bei der ersten Hololens waren es noch 720p. Das Seitenverhältnis hat Microsoft von 16:9 auf 3:2 geändert, um das vertikale Blickfeld zu erweitern. Insgesamt soll das Blickfeld gegenüber der ersten Hololens praktisch verdoppelt sein.

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Verbesserter Tragekomfort

Die neue Hololens ist leichter und laut Hersteller besser ausbalanciert und angenehmer zu tragen. Das Visier mit der Optik kann einfach nach oben geklappt werden. Das Gehäuse besteht nun aus Kohlefasern, der Tragegurt ist einfacher zu justieren. Für die Akustik sind Lautsprecher mit Spatial Audio eingebaut. Sprachkommandos und Umgebungsgeräusche erfasst ein Array aus fünf Mikrofonen. Für die Internetverbindung nutzt die Brille die Funktionen des Snapdragon und bietet somit AC-WLAN und Bluetooth 5.0. Zusätzlich ist eine USB-C-Schnittstelle eingebaut, die auch zum Laden der Brille dient. Die Akkulaufzeit soll bis zu drei Stunden betragen. Als Betriebssystem nutzt die Hololens 2 ein Windows Holographic OS, das auf Windows Core OS basieren soll. Bei der ersten Hololens war es noch ein modifiziertes Windows 10.

Software-Ökosystem

Als Windows-Rechner integriert sich die Hololens 2 in Azure Active Directory sowie den meisten Mobile-Management-Lösungen und natürlich in Microsoft Intune. Für Remote Assistance kann Dynamics 365 Remote Assist genutzt werden, weitere Anwendungen sind Dynamics 365 Layout für das Erstellen virtueller 3D-Modelle als Hologramm sowie Dynamics 365 Guides für interaktive Anleitungen und Trainings. Zusätzlich soll die Brille mit etlichen Cloud-Diensten wie Azure Remote Rendering oder ThingWorx for Azure zusammenarbeiten. Technical Fellow Alex Kipman hat auf der Microsoft Pressekonferenz zudem angekündigt, dass für die Brille konsequent offene Entwicklungsplattformen, Browser und Stores geschaffen werden. Tim Sweeney, Gründer und CEO von Epic Games, stellte die Portierung der Unreal Engine 4 für die Holoens 2 in Aussicht.

Gegenüber der ersten Version hat Microsoft bei der Hololens 2 den Preis gesenkt. Sie kostet für professionelle Endkunden nun 3.500 statt 5.000 US-Dollar. Zusätzlich gibt es ein Mietmodel mit der Brille und Dynamics 365 Remote Assist im Bundle für 125 US-Dollar im Monat. Deutsche Preise nennt der Hersteller noch nicht. Die Hololens 2 soll im Lauf des Jahres auf den Markt kommen.

Azure Kinect DK

Das in der Brille für das Erfassen der Umgebung genutzte Sensormodul bietet Microsoft Entwicklern auch separat an. Sie können das Azure Kinect DK für 399 US-Dollar erwerben. Die Hardware ist gegenüber dem Kinect für Windows V2 verbessert. So liefert die RGB-Kamera nun die 4K- statt der Full-HD-Auflösung, die Tiefenerkennung wurde ebenfalls verfeinert. Zu den Sensoren ist ein Gyroskop hinzugekommen. Schließlich ist Azure Kinect DK nur halb so groß wie das vorherige Kinect-Modul. Bedingt durch die geänderte Hardware müssen bisherige Kinect-Anwendungen an die neue Version angepasst werden.

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