Studie der der Universität Bayreuth und der Justus-Liebig-Universität Überwachung am Arbeitsplatz demotiviert Mitarbeiter
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Um Mitarbeiter zu motivieren, gibt es verschiedene Anreizsysteme wie interne Rankings. Wird die Leistung der Mitarbeiter allerdings dauerhaft überwacht, so kehrt sich der Effekt um, stellt eine Studie jetzt fest: Die Motivation sinkt.

Leistungsanreize sollen dafür da sein, die Motivation der Mitarbeiter zu steigern. Auf die falschen Mittel gesetzt, kann das jedoch nach hinten losgehen: Eine aktuelle Studie der der Universität Bayreuth und der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigt, dass eine dauerhafte Leistungsüberwachung nicht als Anreizsystem dient, sondern im Gegenteil die Motivation der Mitarbeiter sinken lässt.
Nicht-finanzielle Anreizsysteme richtig nutzen
Um die Motivation der Mitarbeiter zu steigern, greifen Unternehmen gerne auf verschiedene Anreize zurück. Neben finanziellen Anreizen haben sich innerbetriebliche Rankings oder Wettbewerbe um den oder die „Mitarbeiter/Mitarbeiterin des Monats“ bewährt. Solche Maßnahmen führen den Mitarbeitern vor Augen, wie ihre individuelle Arbeitsleistung im Vergleich mit anderen Beschäftigten zu bewerten ist. Frühere Untersuchungen zeigen, dass diese Anreize zu einer Leistungssteigerung führen können.
Was geschieht aber, wenn die Leistung durch den Arbeitgeber dauerhaft überwacht wird? Die Möglichkeit gibt es heute in Form verschiedener preisgünstiger technischer Systeme. Dr. Ivo Schedlinsky von der Universität Bayreuth kommt gemeinsam mit Prof. Arnt Wöhrmann und Dr. Maximilian Schmidt von der Justus-Liebig-Universität Gießen zu dem Ergebnis: Unternehmen machen die Wirksamkeit nicht-finanzieller Anreizsysteme zunichte, wenn sie die Beschäftigten fortlaufend und sichtbar überwachen.
Fortlaufende Überwachung macht bestehende Anreizsysteme unwirksam
Schedlinsky erklärt: „In den letzten Jahren ist es für Unternehmen immer einfacher geworden, moderne Überwachungstechniken zu installieren und zu nutzen.“ Dabei geht es den Unternehmen vor allem darum, sicherzustellen, dass sich die Beschäftigten während der Arbeitszeit an vereinbarte Regeln halten. Die Anforderung kann aber auch vom Kunden kommen, beispielsweise wenn der Kunde verlangt, dass er die Transportwege der von ihm bestellten Waren verfolgen will.
Das Ergebnis der Wissenschaftler: Sobald die Beschäftigten spüren, dass sie fortlaufend überwacht werden, lassen sie sich nicht länger durch innerbetriebliche Rankings oder ‚Mitarbeiter des Monats‘-Wettbewerbe anspornen. „Diese Maßnahmen verfehlen ihr Ziel. Ja wir konnten sogar zeigen, dass sie von den Beschäftigten als Mittel zur Überwachung erlebt werden“, sagt Schedlinsky.
Überwachung führt zu Demotivation
Zu ihren Ergebnissen gelangten die Wissenschaftler durch Experimente mit insgesamt 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es wurden kleine Gruppen gebildet, deren Mitglieder gegeneinander antraten und Rechenaufgaben lösen sollten. Die Hälfte der Teilnehmenden erfuhr nach jeder Runde, wie hoch ihre Leistung im Vergleich mit den anderen Mitgliedern des eigenen Teams zu bewerten war. Die andere Hälfte erhielt diese Informationen nicht.
In einer Arbeitsumgebung ohne Überwachung führte der Leistungsvergleich zu einer durchschnittlichen Leistungssteigerung um rund 20 Prozent, wie sie auch schon bei früheren Untersuchungen festgestellt werden konnte. Dagegen ergab sich bei denjenigen Gruppen, die sich während der Bearbeitung ihrer Aufgaben von einer Kamera überwacht sahen, ein völlig anderes Bild. Der Leistungsvergleich steigerte nicht die individuelle Motivation, sondern wurde als Teil eines demotivierenden Überwachungssystems empfunden.
Das Fazit der Wissenschaftler: Unternehmensleitungen sollten sorgfältig prüfen, wie viel Überwachung der Beschäftigten sinnvoll und notwendig ist. „Andernfalls laufen sie Gefahr, dass sie die Wirksamkeit nicht-finanzieller Leistungsanreize unterlaufen“, erklärt Schedlinsky.
Dieser Artikel erschien zuerst auf unserem Partnerportal Elektronik Praxis.
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