CES 2020 AMD Ryzen 4000 – Der Intel-Herausforderer
Bisher hatte Intel bei den Notebook-Prozessoren die Nase vorn. Mit dem auf der CES präsentierten Ryzen 4000 kann sich das ändern. Denn AMD packt bis zu acht Zen-2-Kerne und eine Radeon-Vega-Grafik in eine 15-Watt-CPU.
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Bei Desktop-PCs und auch Servern bekommt Intel durch die Zen-2-Prozessoren Ryzen 3000, Ryzen Threadripper Gen3 und Epyc Gen2 massiv Konkurrenz. Nur bei den Prozessoren für Notebooks lag Intel bisher noch vorn. Hier hatte AMD nur Zen-1-Prozessoren mit maximal vier Cores im Portfolio. Auf der CES in Las Vegas präsentiert der Hersteller nun die Ryzen-4000-Prozessoren auf Zen-2-Basis mit bis zu acht Cores und 16 Threads. Zudem ist in den 7-Nanometer-CPUs mit dem Codenamen Renoir eine Radeon-Vega-Grafikeinheit integriert.
Ryzen 4000U und 4000H
AMD bringt zwei Linien von Ryzen-4000-Prozessoren auf den Markt. Die U-Modelle mit nominell 15 Watt TDP (Thermal Design Power: thermische Verlustleistung) für schlanke Notebooks und Convertibles sowie die H-Modelle mit bis zu 45 Watt TDP für leistungsstarke Geräte wie Gaming-Notebooks oder mobile Workstations. Bei beiden Linien haben die Hersteller etwas Spielraum: U-Prozessoren können auf bis zu 25 Watt TDP ausgelegt werden, um etwa den Turbo-Takt länger zu halten, während H-Prozessoren bereits bei 35 Watt beginnen, um etwa flachere Gaming-Notebooks zu realisieren.
Das Top-Modell der U-Serie ist der Ryzen 7 4800U mit acht Cores, 16 Threads, 12 MB Cache und acht GPU-Cores mit 1.750 MHz Grafiktakt. Darunter rangiert der Ryzen 7 4700U mit ebenfalls acht Cores aber ohne Simultaneous Multithreading (SMT), die beiden Sechskerner Ryzen 5 4600U mit und 4500U ohne SMT sowie der Ryzen 3 4300U mit vier Cores und vier Threads als Einstiegsmodell. Die integrierte VEGA-GPU ist bei den höherrangigen Modellen ebenfalls leistungsfähiger, da mehr Grafikkerne aktiv sind. Dafür ist der Basistakt der einzelnen Kerne geringer. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die einzelnen Modelle und ihre technischen Daten.
Die Ryzen-4000H-Serie mit bis zu 45 Watt TDP besteht momentan nur aus zwei Modellen: Dem Octacore-Prozessor Ryzen 7 4800H und dem Sechskerner Ryzen 5 4600H. Beide unterstützen ebenso wie ihre U-Gegenstücke SMT. Der Unterschied zu den 15-Watt-Modellen besteht im höheren Basistakt. Die maximale Turbo-Frequenz ist bei beiden Modellreihen identisch. Zudem entspricht die integrierte GPU im 4800H nur der des Ryzen 7 4700H mit sieben Grafikkernen und 1.500 MHz Grafiktakt. Allerdings dürften die H-Prozessoren sowieso fast nur im Gespann mit zusätzlichen diskreten Grafikeinheiten eingesetzt werden.
Für den Ryzen 7 4800H verspricht AMD eine etwas höhere Single-Thread-Leistung als die des Intel Core i7-1065G7. Daher soll die Multithread-Performance auch um 90 Prozent über der des Ice-Lake-Quadcore-Prozessors mit 10-Nanometer-Technologie liegen. Die Grafikleistung der AMD-CPU soll die des Intel-Prozessors mit Iris-Plus-GPU um 28 Prozent übertreffen. Der Ryzen 7 4800H soll im Vergleich zum Intel-Top-Modell Core i7-9750H aus der 14-Nanometer-Comet-Lake-Familie mit sechs Kernen eine um 25 bis 30 Prozent höhere Performance schaffen.
Die AMD-Prozessoren unterstützen bis zu 64 GB LPDDR4X als Arbeitsspeicher. Zum Thema Akkulaufzeit lässt AMD dagegen nur verlauten, dass beim Ryzen 4000 die Leistung pro Watt doppelt so hoch sei, wie beim Vorgänger Ryzen 3000 Mobile. Im Vergleich zu den anderen Zen-2-Prozessoren unterstützen die Ryzen-4000-Modelle nur PCI-Express 3.0. Der fehlende PCIe-4.0-Controller dürfte wohl der Leistungsaufnahme geschuldet sein.
Monolithisches Design beim Mobilprozessor
Im Gegensatz zu den Desktop- und Serverprozessoren mit Chiplet-Design bestehen die Ryzen-4000-Mobilprozessoren aus einem einzelnen 7-Nanometer-Die. Das ist zwar teurer in der Fertigung und kostet Flexibilität, bringt dafür aber die Vorteile einer kleineren Chipfläche und vor allem eine deutlich geringere Leistungsaufnahme. AMD hat bei den Mobilprozessoren zudem die Größe des Level-3-Caches im Vergleich zu den Ryzen-3000-Desktop-Prozessoren halbiert. Dafür soll er durch das monolithische Design mit geringerer Latenz arbeiten. Bei der integrierten Grafikeinheit nutzt AMD weiter die Vega- statt der neueren Navi-Architektur. Hier hat wohl auch die Sparsamkeit Priorität vor der Leistung.
Erste Ryzen-4000-Notebooks auf der CES
Einige Hersteller zeigen auf der CES bereits Notebooks mit AMD Ryzen 4000. Bei Acer gibt es das 14-Zoll Leichtgewicht Swift 3 mit Ryzen 4000U, bei Lenovo das 1,4 kg leichte Yoga Slim 7 mit Ryzen 7 4800U in einem superflachen Gehäuse und einem 14-Zoll-Freesync-Display. Mit einem 35-Watt-Ryzen-4800H-Prozessor ist das nur 1,6 kg schwere Asus-Gaming-Notebook ROG Zephyrus G14 bestückt, in dem eine Nvidia Geforce RTX 2060 für die Grafikleistung sorgt. Das 15,6-Zoll große Dell G5 15 SE kombiniert einen Prozessor aus der Ryzen-4000H-Serie mit einem AMD Radeon 5600M. Im ersten Quartal 2020 sollen die ersten Ryzen-4000-Notebooks bereits verfügbar sein. Insgesamt sollen laut AMD-Chefin Su in diesem Jahr weltweit mehr als hundert Gerätemodelle mit dem Zen-2-Mobilprozessor auf den Markt kommen.
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