Visable-Umfrage Werden Messen unnötig?
Seit gut einem Jahr finden fast alle Messen virtuell statt oder fallen ganz aus. Derzeit findet die Hannover Messe statt – rein digital. Visable geht in einer Studie der Frage nach, ob Messen künftig überhaupt noch mit Besuchern stattfinden sollen.
Anbieter zum Thema

Dem Verband Deutscher Messewirtschaft zufolge mussten in Deutschland etwa 70 Prozent aller Messen im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dabei galten Messen besonders für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) als wichtiges Instrument für die Geschäftsanbahnung und die Vorstellung von Innovationen. Aber wie sieht die Realität aus? Eine Studie von Visable, wlw (ehemals „Wer liefert was“) und den Markt- und Meinungsforschern von Civey stellt die Relevanz von Messen für Unternehmen in Frage: Für mehr als die Hälfte aller befragten Führungskräfte (56,4 %) stellt der Wegfall von Leitmessen für die eigene Branche nur einen geringen beziehungsweise gar keinen Verlust dar. Für knapp ein Viertel aller Befragten (24,9 %) wären die Einbußen groß. Fast 38 Prozent aller privatwirtschaftlichen Entscheider waren laut der Studie ohnehin noch nie auf Messen vertreten. Nur jedes fünfte Unternehmen (21 %) möchte auch nach der Pandemie noch aktiv ausstellen. Haben Messen also überhaupt den Stellenwert für Unternehmen, der ihnen bislang zugesprochen wurde?
„Was wir seit Jahren beobachten, bestätigt sich anhand der Studien-Ergebnisse: Die Relevanz der Präsenzmessen für Unternehmen schwindet in vielen Branchen. Häufig steht für sie der personelle und finanzielle Aufwand in keinem gesunden Verhältnis zum Nutzen. Besonders die Corona-Pandemie hat gezeigt: es geht auch digital. Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile von E-Sourcing, digitalen Plattformen oder virtuellen Präsentationen ihrer Produkte und Dienstleistungen – sie sind deutlich günstiger, effizienter und auch nachhaltiger“, sagt Peter F. Schmid, CEO bei Visable.
Fehlende Messen, fehlende Kontakte
Für viele Unternehmen sind Messen die Basis, um mit Branchen-Experten und Entscheidern in Kontakt zu treten. Entsprechend wirkt sich der Wegfall von Messen auf die Anzahl der Geschäftskontakte aus. Über ein Drittel aller Befragten (36,6 %) hatte im vergangenen Jahr weniger geschäftliche Kontakte. 10 Prozent sogar mindestens 80 Prozent weniger.
Wer will noch auf Messen?
Rund 42 Prozent aller befragten Entscheider würden nichts vermissen, wenn Messen nicht mehr stattfänden. Die Gründe sind unterschiedlich: Zum einen scheinen klassische Messen in ihrer Relevanz für Entscheider tendenziell überschätzt zu werden, zum anderen verlagern sich, teilweise branchenabhängig, Messen in virtuelle Räume. Diese können aber persönliche Treffen nicht ersetzen. So gaben immerhin rund ein Viertel (24,5 %) aller Befragten an, dass ihnen bei einem Wegfall der Präsenzmessen soziale Aspekte fehlen würden, ebenso wie professionelles Networking (23,3 %) und das Kennenlernen neuer Lieferanten (21,9 %).
Besonders jüngere Entscheider, die aktuell die Zukunft der Unternehmen gestalten, glauben stärker daran, die Präsenz auf Messen durch alternative Angebote kompensieren zu können. Die 18 bis 29 Jahre alten Chefs sehen virtuelle Messen als sinnvollste Alternative (55 %). Aber auch Online-Plattformen und -Marktplätze (43,1 %) stellen für viele einen Weg zur Lead-Generierung dar.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen einen Trend, den wir schon lange beobachten: Die klassische Messe ist im Wandel, viele tradierte Branchentreffs könnten in absehbarer Zeit ausgedient haben“, so Schmid. „Digitale Angebote wie B2B-Plattformen oder virtuelle Messen stellen eine immer größere Alternative zur Neukundengewinnung dar. Das Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Austausch und Networking wird zwar weiterhin bestehen, aber jenseits des digitalen Raums vermehrt in Fachkonferenzen und Summits überführt werden. Mittelfristig werden auch traditionelle Branchen auf digitale Optionen setzen müssen, um zukunftsfähig zu bleiben.“
(ID:47341290)