Stimme aus dem Handel Von Hasen und Igeln – oder wie Apple sich gegen die Alteingesessenen durchsetzt
Was haben Thomas Gottschalk, RIM, Nokia und Microsoft gemeinsam? Achim Heisler, die Stimme aus dem Channel, erklärt es in seinem Artikel. Ein Plädoyer, warum ehemalige frühere Stars nicht durch kopieren eines Newcomers ihre Machtposition halten können.
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Manchmal schreibt das wahre Leben die besten Geschichten. Und so möchte ich mit einer aktuellen Begebenheit aus dem Fernsehleben beginnen, um über Themen wie Ursache, Wirkung und Konsequenzen nachzudenken.
Es gab in der Deutschen Fernsehunterhaltung eine Nummer Eins, die seit Jahren eines der erfolgreichsten und langlebigsten Formate moderierte. Er war immer gut drauf, beim Publikum sehr beliebt, und niemand hätte seine Position in Frage gestellt. Er wollte nun etwas Neues machen und begann auf einem anderen Sender mit einer täglichen Talkshow. Er war der Meinung, auch dieses Format durch seine Art und mit bewährten Mustern füllen zu können.
Aber nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass Ihn so (fast) niemand sehen wollte und die Quoten grottenschlecht waren. Hektisch und vom kurzfristigen Scheitern am eigenen Anspruch getrieben, wurde das Konzept der Sendung massiv geändert. Aber auch dies brachte nicht den gewünschten Erfolg, und die Quote sank noch weiter. Nun wird die Sendung mit dem einstigen Star abgesetzt und tief in den Archiven des Senders vergraben.
Wenn ich diesen kurzen Ausschnitt aus dem Leben und Schaffen eines Superstars nun an die CEOs von RIM, Nokia oder Microsoft schicken würde? Könnte ich dort mit nachdenklicher Miene oder gar mit Erkenntnis ob der eigenen Fehler rechnen? Ich fürchte, dass die Herrn im Elfenbeinturm der Glückseligkeit noch immer nichts begriffen haben und diese Geschichte deshalb nicht verstehen. Aber vielleicht können wir ja aus der Geschichte etwas für unser Verhalten lernen, da man dieselben Fehler ja nicht x-Fach wiederholen muss.
Plötzlich neuer Player
Gehen wir ein paar Jahre zurück und betrachten die Situation am Markt für mobile Devices. Dort gab es die drei Top-Player Nokia, RIM und Microsoft. Jeder war in seinem Geschäftsfeld seit Jahren Nummer Eins und beanspruchte diese Position fast widerstandslos. Nun ergab sich durch einen neuen Mitspieler im Markt plötzlich eine Veränderung.
In dieser Zeit waren wir als Fachhändler auf vielen Veranstaltungen und hatten mahnende Worte für sie parat. Unsere Kunden wollten plötzlich andere Geräte, mit denen sie anders umgingen, die sie anders nutzten. Uns wurde aber von allen Seiten klar gemacht, dass dies nur Randerscheinungen seinen und unser Klientel wohl nicht repräsentativ sei. Auch hatten sie sich mit selbstbezahlten Studien bewiesen, dass man der Größte ist und glaubte diesen Zahlen nur zu gern. Doch man mag es kaum für möglich halten, nahmen die neuen Geräte einen immer größeren Markt für sich ein, und es tauchten noch weitere Geräte dieser Art auf. Dies konnte dann auch von unserer Elefantenrunde nicht mehr ignoriert werden.
Von der Erkenntnis beseelt, nun etwas Neues machen zu müssen, wollte man sich dem Trend anschließen. Aber leider versuchte man nur bewährten Mustern einen neuen Anstrich zu verpassen und fand sich plötzlich in dem bekannten Wettrennen zwischen Hase und Igel. Leider honorierte der dreiste Kunde diese Anstrengungen nicht und kaufte noch mehr von den anderen Geräten. Wir Fachhändler und Entwickler hatten uns still und leise schon den neunen Plattformen zugewandt und verdienten nun dort unser Geld. Dies beschleunigte die Veränderung im Markt nochmals und nötigte unsere ehemaligen Stars zu erneutem Handeln.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, was trotzt Veränderungen falsch gemacht wurde.
Angekündigte Veränderungen
Große Veränderungen wurden verkündet, neue Geräte, Konzepte und natürlich Manager sollten den alten Zustand schnell wieder herstellen. Aber leider hatte man ob der ungewohnten Position wohl vergessen, dass man im magischen Gartnerquadranten nicht mehr Leader, sondern nur noch Follower war. Allerdings handelt das Management der betroffenen Firmen immer noch so, als wäre man Leader und vergisst dabei, dass für den Follower im Markt ganz andere Gesetze gelten, wenn er Marktanteile (wieder) zurückgewinnen will.
Als Beispiel möchte ich nur das inkonsequente Wechseln der Zielgruppe zwischen Konsumer- und Business-Kunde erwähnen. Immer wieder hat man Teile seiner angestammten Klientel verprellt, weil man nicht wahrhaben wollte, dass längst ein Prozess eingesetzt hatte, der diese Grenzen auflöste. Heute sind wir an dem Punkt angelangt, wo der Intendant (Kunde) die Sendung bereits abgesetzt hat.
Wenn sie aus der Rolle der Marktbegleiter heraus wollen, dann kann es nicht bei Pseudo-Innovationen und Patentklagen bleiben. Gebt uns ein Gerät an die Hand, dass man haben will, nicht eines welches man verkaufen muss. Zum heutigen Zeitpunkt wirkt ein Gerät der ehemals Besten wie eine Bestrafung für schlechtes Arbeiten und wird im Kollegenkreis nur ganz verschämt hervorgeholt.
Ob die Situation noch zu retten ist, wird sich relativ schnell zeigen. Denn es war Mut und Innovation, die sie vor vielen Jahren zur Marktführerschaft gebracht haben. Dass der Erfolg die Gefahr in sich birgt, die Zeichen der Zeit zu verkennen muss uns allen bewusst sein. Wenn Sie also mutig sind, dann bringen sie etwas auf den Markt, was sie im Rennen wieder zum Igel macht. □
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