Remote-Beratung und IT-Wissen Seit zehn Jahren erstmals Umsatzrückgang bei Managementberatern

Autor Sarah Gandorfer

Für Managementberater ist Knowhow zu IT-Strategien unabdingbar um für ihre Kunden nachhaltige Business-Lösungen zu entwickeln, zeigt die jüngste Lünendonk-Studie. Doch auch an den Consultern ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen.

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Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur Spuren beim Umsatz von Beratungsunternehmen hinterlassen. Sie wirkt sich künftig auch auf den Fokus des Consulting Business aus.
Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur Spuren beim Umsatz von Beratungsunternehmen hinterlassen. Sie wirkt sich künftig auch auf den Fokus des Consulting Business aus.
(Bild: © fotomek - stock.adobe.com)

Nach zehn Jahren Wachstum verzeichnen die 15 größten Managementberatungen mit Hauptsitz in Deutschland nun einen Umsatzrückgang. Sie erzielten 2020 weltweit 2,66 Milliarden Euro (Vorjahr 2019: 2,8 Mrd. €) mit in Summe 12.193 Mitarbeitenden (Vorjahr 2019: 12.403). Dabei entfielen etwa 60 Prozent des Umsatzes auf den deutschen Markt.

Ein Blick auf die Gesamtumsätze im Mittel zeigen dabei einen Rückgang um 6,1 Prozent (2019: +6,2 %). Gleichzeitig legten die führenden internationalen Beratungskonzerne um geschätzt 1,6 Prozent leicht zu (2019: 8 %). Beratungsunternehmen mit einem heterogenen Leistungsspektrum oder Fokussierung auf Branchen wie Banken und Versicherungen sowie Öffentliche Hand kamen besser durch die Pandemie.

Für das laufende Geschäftsjahr erhoffen sich die Top 15 deutschen Unternehmen allerdings wieder ein Wachstum von 8,7 Prozent, die internationalen sogar 10,3 Prozent im Mittel. Das geht aus einer Lünendonk-Studie hervor, die im Juli publik gemacht wird.

„Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur im Geschäftsjahr 2020 Spuren hinterlassen, sondern deren Auswirkungen werden das Consulting Business auch in den kommenden Jahren prägen“, erklärt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter bei Lünendonk & Hossenfelder. „Die Nachfrage nach Beratungsleistungen zog im ersten Halbjahr 2021 zwar spürbar an, aber die Leistungserbringung gestaltet sich deutlich anders als vor der Krise. Wurden 2020 rund 25 Prozent der Consulting-Tätigkeiten vor Ort erbracht, so soll im aktuellen Geschäftsjahr dieser Anteil leicht auf 28 Prozent steigen.“ Im Jahr 2030 wird der Anteil an Vor-Ort-Beratung laut Studienteilnehmer wieder bei 47 Prozent liegen.

Starker Wettbewerb und internationale Dominanz

Roland Berger bleibt hierzulande trotz Umsatzrückgang weiterhin das größte Beratungsunternehmen. Mit 590 Millionen Euro Umsatz sank die Leistung zwar um 8,1 Prozent, dennoch lag die Anzahl der Beschäftigten konstant bei 2.400. An zweiter Stelle folgt Simon-Kucher & Partners mit einem Gesamtumsatz von 361,5 Millionen Euro (+1,0 %). Platz 3 der deutschen Managementberatungen belegt Q_Perior mit einem Gesamtumsatz von 225 Millionen Euro (+5,1 %).

Auf den Plätzen vier, fünf und sechs und mit einem Umsatz unter 200 Millionen Euro folgen die Unternehmen Horváth (196,0 Mio. €; -7,1 %), Detecon (193,5 Mio. €; -3,7 %) und Porsche Consulting (184,0 Mio. €; -9,4 %). Die auf Banken und Versicherungen spezialisierten Beratungshäuser zeb (177,0 Mio. €; +1,7 %) und d-fine (170,0 Mio., €; +7,6 %) springen im Ranking nach oben und belegen die Ränge sieben und acht. Cassini Consulting steigt mit 48,8 Millionen Euro in die Top 15 auf (+19,0 %).

Druck gibt es von Seiten der internationalen Beratungskonzerne, welche den hiesigen Managementberatungsmarkt dominieren. Entsprechend erzielten die führenden internationalen Anbieter der Lünendonk-Liste im Jahr 2020 geschätzt 8,2 Milliarden Euro mit Beratungsdienstleistungen in Deutschland. Marktführer sind die beiden internationalen Strategieberatungen McKinsey und Boston Consulting Group, gefolgt von den Advisory-Einheiten der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte und Pricewaterhouse-Coopers sowie der Consulting-Einheit von Accenture.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass jedes dieser Unternehmen von mindesten 25 Prozent der befragten Unternehmen der Lünendonk-Studie 2021 „Managementberatung in Deutschland“ als starker Wettbewerber genannt wird.

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Zukunftsaussichten

Seit Pandemiebeginn mussten sich die Berater vielfach auf remote Consulting umstellen. Laut Umfrage wird dies auch in Zukunft mehr genutzt werden, um teure und aufwendige Reisen zu vermeiden. Ein weiteres Muss ist die vermehrte Beratung rund um IT-Strategien.

„Die von uns befragten Consultants sind mehrheitlich der Meinung, dass sie künftig mehr Knowhow beim Thema IT-Strategie vorweisen müssen“, so Hossenfelder. „Damit ist nicht die IT-Implementierung gemeint, sondern der übergreifende strategische Ansatz. Darüber hinaus setzen die Beratungen weiter auf die Erweiterung des Leistungsspektrums um Services wie Kreativ-Leistungen sowie Business Analytics.“

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