Campusnetze Kampf der Netze: 5G versus WiFi 6

Autor Ann-Marie Struck

Der 5G-Ausbau ist weltweit in vollem Gange und viele Unternehmen wollen 5G-Campusnetze aufbauen. Doch was kann 5G besser als WLAN? Oder lohnt es sich als Unternehmen doch, weiterhin auf WiFi, insbesondere WiFi 6, zu setzen?

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Was ist besser: 5G oder WiFi 6?
Was ist besser: 5G oder WiFi 6?
(Bild: © HaseHoch2 - stock.adobe.com)

5G bedeutet das Ende von WLAN – diese Prophezeiung gab es bisher bei jeder Einführung eines neuen Mobilfunkstandards. Bei der fünften Generation scheint es zu stimmen, da der neue Mobilfunkstandard sowohl Indoor als auch Outdoor von Unternehmen abdecken kann. Doch mit WiFi 6 hat 5G einen ebenbürtigen Konkurrenten. Denn der neue WLAN-Standard kommt mit einer verbesserten MIMO-Technologie. Mittels MIMO-OFDM (Orthogonal Frequency Divison Multiplexing) soll es weniger Verzögerung bei der Übertragung geben und dank feinerer Signalaufteilung kann der Durchsatz um das Vierfache gesteigert werden. Neben der Geschwindigkeit sollen auch stark frequentierte Netzwerke stabiler werden und Datenübertragungen über eine größere Distanz möglich sein. Warum also auf 5G umsteigen?

Einsatz für 5G und WiFi 6

Henning Czerny, Vice Director Networking und CTO bei Huawei Technologies Deutschland.
Henning Czerny, Vice Director Networking und CTO bei Huawei Technologies Deutschland.
(Bild: © Thomas Tratnik | All Rights Reserved)

„5G brauche ich dort wo ich spezielle Anforderungen habe, ganz besonders in Bezug auf Latenzzeiten beispielsweise in der Automatisierung“, erklärt Henning Czerny, Vice Director Networking und CTO bei Huawei Technologies Deutschland. „Auch Outdoor für die Mobilfunk-User ist es ein Vorteil. Doch wenn es um Campusnetze geht, ist es definitiv anforderungsabhängig.“ Für den CTO macht es Sinn, dass beispielsweise die Automobilindustrie auf ihrem Campus 5G ausrollt, für Office-Kunden hingegen sieht er keinen Bedarf, „die können alles was sie brauchen mit WiFi 6 lösen.“ Denn der neue Standard kommt mit deutlich geringeren Latenzzeiten als früher, hat geringere Datenraten und erlaubt mehr Devices ins Netz zu nehmen. Und in Letzterem liegt für ihn die Krux mit 5G. „Denn 5G heißt auch konsequent 5G-fähige Geräte,“ erklärt Czerny. „Ich glaube nicht daran, dass wir in absehbarer Zeit alle Geräte, die wir aktuell im WLAN nutzen mit 5G ausgestattet haben. Allein aus Kostengründen nicht. In einem Office-Camps sind unter anderem Handys, Notebooks, Konferenzraumlösungen, Drucker und mehr im WLAN. Sie müssten alle ausgetauscht werden.“

In diesem Punkt hat WiFi 6 einen klaren Vorteil: Es ist im Gegensatz zu 5G abwärtskompatibel. „Beim Übergang von WiFi 4 auf 5 also von 802.11 n auf 802.11 ac hat man zwingend neue Endgeräte gebraucht, um die Vorteile genießen zu können. Das ist jetzt bei WiFi 6 nicht unbedingt der Fall.“ Laut Czerny kann im neuen WLAN der Vorteil der Bandbreite und der Clientanzahl auch mit Wi-Fi-5-fähigen Geräten genutzt werden. Für ihn macht es aus Dienstleistersicht keinen Sinn noch Wi-Fi 5 auszurollen, sondern lieber bei den Kunden auf WiFi 6 zu setzten, weil es auch mit „alten Endgeräten“ noch funktioniert.

Allheilmittel 5G?

Das ist Czerny zufolge auch ein Hauptargument für Dienstleister bei Kunden: der Kostenfaktor des Gerätetauschs. Zudem bedarf es für 5G auch eine neue Infrastruktur, was weitere Kosten verursacht. „Man kann nicht einfach statt einer WiFi-Antenne jetzt eine 5G-Antenne aufhängen“, überspitzt Czerny den Umstieg. „Als Unternehmen muss man klar vorher differenzieren, wofür man WiFi und wofür man 5G braucht.“

Des Weiteren gibt es genug Fehlinformationen über den neuen Mobilfunkstandard. „Kunden denken oft, dass sich durch 5G die Empfangsprobleme im Gebäude lösen, was aber nicht stimmt“, erklärt Czerny. Ein eigenes 5G-Campusnetz ist dann für den Campus das einzige Datennetz über das Datenkommunikation, auch Telefonie, ermöglicht werden kann. Dafür braucht man eigene SIM-Karten, die jedoch nur innerhalb des eigenen Campusnetzes funktioniert. Und mit einem 5G-Netz von einem Provider ist das Firmengelände von dem Anbieter abhängig. Gäste oder Mitarbeiter mit einem anderen Anbieter haben weiterhin keinen Empfang. „Vielen denken 5G sei ein Allheilmittel und ja der neue Mobilfunkstandard ist eine große Story und sicherlich ein Game Changer, aber es löst nicht alle Probleme“, kommentiert Czerny. Zudem seien noch einige Evolutionsschritte wie beispielsweise autonomes Fahren in dem jetzigen Standard noch nicht möglich. „Meiner Meinung nach kommt in den nächsten fünf Jahren niemand um WLAN herum, der noch Bedarf an Konnektivität auf dem Campus hat“, erläutert Czerny. „WLAN wird also noch sehr lange eine Rolle spielen.“

Huawei mit vorne dabei

Der chinesische Technologieriese Huawei, der immer wieder wegen Sicherheitsbedenken bezüglich des 5G-Ausbaus in Kritik gerät, ist gleichzeitig auch einer der größten Anbieter von WiFi 6. „Wenn wir einmal Nordamerika ausklammern, sind wir mit 40 Prozent weltweit Marktführer mit WiFi 6“, postuliert Czerny. Und das Portfolio umfasst eigenen Aussagen zufolge 360 Grad: Von Router, Switches, Acess Points, Infrastruktur über Security bis zum Management. Neben dem HiCampus, ein komplettes Wi-Fi-6-Campusnetz, bietet Huawei mit dem iMaster NCE eine eigene Management-Plattform an – On-Premises oder aus der Cloud. Dabei übernimmt laut Czerny das Hosting komplett der Partner. Ein Pluspunkt für den chinesischen Hersteller hinsichtlich der Datensicherheit.

In der DACH-Region arbeitet Huawei mit den Distributoren Komsa und Acondistec zusammen. Für seine Produkte gibt der Hersteller kein starres Lizenzmodell vor, vielmehr seien Czerny zufolge die Partner frei ihr eigenes Business mit den Produkten aufzubauen und ihren Kunden beispielsweise ein Gesamtpaket wie „WLAN as a Service“ anzubieten. Zudem lässt sich die Managementplattform auch für die Kundenbindung individualisieren und umbenennen. Folglich kann der Partner das Angebot granular auf die Bedürfnisse des Kunden zuschneiden.

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