Erfindungsreich seit 164 Jahren Freudenberg IT beweist Mut für visionäre Trends

Autor / Redakteur: IT-BUSINESS / Sarah Maier / Sarah Gandorfer

Der Freudenberg-Konzern weist eine 164-jährige Firmengeschichte auf. Diese prägte auch die Tochter Freudenberg IT. Der Dienstleister hat sich auf SAP spezialisiert und ist mittlerweile international tätig. Als Megatrend identifizieren die Weinheimer unter anderem Industrie 4.0.

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Gerade die Automobilindustrie setzt aufgrund der Wettbewerbssituation auf Automatisierung.
Gerade die Automobilindustrie setzt aufgrund der Wettbewerbssituation auf Automatisierung.
( © Nataliya Hora - Fotolia.com)

Was haben der Vileda-Wischmob und der auf SAP spezialisierte Dienstleister Freudenberg IT ­gemeinsam? Den Konzerngründer Carl ­Johann Freudenberg, der 1849 mit seinem Partner Heinrich Heintze eine Gerberei im Mülheimer Tal vor Weinheim übernahm. Der Sohn des Unternehmensgründers, Hermann Ernst Freudenberg, entwickelte zwischen 1900 und 1904 als erster in Europa ein Verfahren zur Gerbung mit Chrom­brühe statt mit pflanzlichen Stoffen. So verkürzte sich die Produktionszeit um Monate, und Freudenberg wurde eine der größten Gerbereien in Europa. Durch den ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskriese wurde die Firma hart getroffen, Absatzmärkte fielen weg, und man begann sich nach weiteren ­Geschäftsmöglichkeiten umzusehen. Produktinnovationen dieser Zeit sind Radial-Wellendichtringe, die unter dem Namen ­Simmer-Ringe bekannt wurden, sowie Vliesstoffe der Marke Vileda. Nach dem zweiten Weltkrieg kam für die Freudenberg-Gruppe wieder eine Zeit des Aufschwungs. Der Konzern gründete internationale Tochterunternehmen und kaufte Firmen hinzu.

IT-Ausgründung

1995 stand die Gruppe vor der Frage, ob sie ihre ständig wachsende IT an einen externen Dienstleister auslagern oder hierfür ein eigenes Unternehmen gründen sollte. Man entschied sich für letzteres. Das war die Geburtsstunde der Freudenberg IT (FIT). Mittlerweile erwirtschaftet diese Tochter knapp 80 Prozent des Umsatzes ­außerhalb der Gruppe. Die Analysten von Lünendonk zählen die Weinheimer zu den Top-25 der führenden IT-Service-Unternehmen in Deutschland. Da Freudenberg seine Umsatzzahlen nur für den gesamten Konzern bekannt gibt, schätzt Lündendonk den Anteil der IT-Ausgründung für das Jahr 2012 auf insgesamt 136 Millionen Euro (2011: 115 Millionen Euro). 90 Millionen (2011: 85 Millionen) Euro entfallen alleine auf das Deutschlandgeschäft.

Im Wettbewerb steht FIT mit anderen SAP-Beratungs- und Systemintegratoren wie Itelligence oder All for One Steeb. Beim Hosting sind Atos, IBM sowie T-Systems die Konkurrenz.

Der Freudenberg-Konzern ist heute mit 16 Geschäftsgruppen in unterschiedlichen Märkten aktiv: Maschinen- sowie Anlagenbau, Automobil-, Textil-, Bau-, Bergbau-, Schwer-, Energie-, Chemie-, Öl- und Gas­industrie.

Industrie 4.0

Kein Wunder also, dass sich die Tochter Freudenberg IT das Thema Industrie 4.0 auf die Fahne geschrieben hat. Auf der Website des Weinheimer Dienstleisters definiert man diesen Trend wie folgt: „In der Industrie 4.0 ist jedes Stellglied und jeder Sensor in einer Fabrik mit dem Internet der Dinge verbunden. Auf materieller Ebene ist damit der Grundstein gelegt für eine bisher kaum vorstellbare Totalität der Prozessintegration. Das automatische Ablaufgefüge der Produktion in Fabrikhallen ist an jedem Punkt vertikal mit dem ERP-System verzahnt. Intelligente Produkte speichern im Zeitalter der Industrie 4.0 ihre eigene Produktionshistorie – sie wissen daher in jeder Situa­tion von sich aus, welcher Arbeitsgang folgt. Das, was wir heute Lieferkette nennen, entwickelt sich im Zeitalter von Industrie 4.0 und Internet zu einem selbstorganisierenden Supply-Netzwerk, das auf keine zentrale Steuerung mehr angewiesen ist.“

Verzahnung

Dabei verzahnt Industrie 4.0 die derzeitigen Trends Big Data, Cloud Computing und Mobility miteinander, wie Horst Reichardt, CEO bei Freudenberg IT, im Interview ausführt (siehe Seite 36). Gerade im Interesse einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit sollten sich Produktionsunternehmen mit den Möglichkeiten der digitalen Fabrik befassen, so ein gemeinsamer Rat von Freudenberg IT und den Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC). Der IT-Dienstleister hatte bei PAC eine Studie zu dem ­Thema in Auftrag gegeben.

Ein erster Teil dieser Studie wurde kürzlich veröffentlicht und zeigt, dass Industrie 4.0 bereits in Ansatzpunkten eingesetzt wird. Das letztendliche Ziel der digitalen Fabrik, ohne menschliches Eingreifen ein Werkstück vom Anfang der Prokutions­kette bis zum Ende zu begleiten, ist jedoch noch eine Vision.

„Die deutschen Early Adopters von Industrie 4.0 sind vor allem unter Automobilzulieferern mit einer Unternehmensgröße plus 500 Mitarbeiter zu finden. Wohl auch deshalb, weil der Wettbewerb in dieser Branche schon heute die schnelle Umsetzung von Kundenanforderungen und eine bedarfssynchrone Produktion verlangt“, ist Reichardt der Ansicht.

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